Wandern Kulusuk

Kulusuk/Grönland
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Philipp31-35
Juni 2012

Kulusuk - Geheimnisvoll, idyllisch, gezeichnet

5,0 / 6

Da wir unseren Sommerurlaub in Island verbracht haben, spähten wir dort auch neugierig Richtung Grönland und haben spontan beschlossen auch dieses Land ein wenig kennenzulernen. Nach einem 2-stündigen Flug mit einem Propellerflugzeug ging es dann von Reykjavik in die Ortschaft Kulusuk, ein von 360 bewohntes Fleckchen in Ostgrönland. Als wir dort ankamen, war ein deutlicher Temperaturunterschied im Vergleich zu dem ohnehin schon frischen Island zu spüren. Am Vormittag hatte es bei klarem Himmel 3°C und mit Winterjacke, Haube und Handschuhen ging es dann mit einem englisch sprechenden Guide auf eine 3km Wanderschaft vom Flugplatz bis in die Ortschaft Kulusuk. Von Transportmöglichkeiten und Taxis ist keine Rede, der einzige Verkehr auf der schottrigen, naturbelassenen Strasse waren einige Bobcats und Pickups, die an uns mit keinen 30 km/h vorbeizogen. Am Flugplatz angekommen, war die Aussicht schon mal sehr beeindruckend. Bei der Landung flogen wir über einen Eisteppich auf dem Meer, so gut wie alle Gipfel waren mit Schnee bezuckert und das klare Wetter betonte die schönen Naturkontraste. Weit und breit nur Felsberge, Eis, Schnee, klares Gewässer und eine karge aber schöne Grünvegetation. Wir sind definitiv in Gefilde vorgerückt, die ein Paradies für Pioniere ist! Die unberührte Natur in Verbindung mit der Stille... einfach herrlich! Die Wanderung ging mit Rucksack und einem Reiseführer (dänischer Abstammung) Richtung Kulusuk los. Während des Wanderns erzählte uns der Guide viele interessante Fakten über dieses Fleckchen. Geschichtliches: Die U.S.A. hatten sich im Zeichen des kalten Krieges dort 1959 niedergelassen - als Stützpunkt und Wache um sowjetische U-Boote ausfindig zu machen. In der ganzen Zeitspanne blieb es dort eher ruhig - und alls die Mauern nach und nach fielen, gaben auch die Amerikaner 1989 den Stützpunkt Kulusuk auf. Zurückggeblieben sind die 300 Einwohner Kulusuk's, von denen ca. 95% Inuiten sind. In den letzten 20 Jahren ist die Population auf 360 angewachsen. Oftmals haben Dänen und Isländer versucht, dort ein neues Leben anzufangen, fernab von Zivilisation und Stress. Jedoch hatten fast alle dem rauen Leben nicht standgehalten und gingen nach spätestens 2 Jahren wieder in ihr Ursprungsland zurück oder zogen weiter. Der Ausflug: Die Wanderung ging grösstenteils leicht bergab, es war trocken, aber durch die Schneeschmelze auf den befahrenen und begangenen Wegen auch leicht matschig. Wir kamen zuerst am Hotel Kulusuk vorbei, ein grösseres blitzblau gestrichenes Holzhaus. Bald darauf erwartete uns der Isikajia Fell, ein 300 Meter hoher Hügel den wir erklommen haben. In mittlerer Höhe dieses Hügels war der sehr einfache, nicht eingegrenzte Friedhof zu sehen. Weisse Holzkreuze ragten aus der Erde heraus, viele davon nicht beschriftet. Auf jedem Grab lagen viele Sträusse aus Kunstblumen. Nach weiteren 5 Minuten Fussmarsch bergauf standen wir am Gipfel und hatten eine herrliche Aussicht auf Kulusuk, nebst einem Fjord und einem See liegend, rundherum die massiven, mit Schnee überzogenen Felsberge. Traumhaft schön! Wir stehen mittem im Nirgendwo, rundherum Natur soweit das Auge reicht und ganz unscheinbar das Dorf Kulusuk, mit vielen bunt bemalten Holzhäusern. Wir näherten uns dem Dorf immer mehr, es schien sehr ruhig zu sein. Der einzige Lärm der dort zu hören war, war der kleine "Hafen", der mit 3 Booten, einer Lagerhalle und 2 Bobcats bestückt war. Weitere 200 Meter zu Fuss waren wir schon auf dem "Hauptplatz". Ohne Highlight, lediglich eine Art sternförmige Kreuzung, die die Hauptstrasse in mehrere Teile spaltete. Der Ort Kulusuk: Ich hielt etwas inne... von oben so idyllisch und goldig wirkend, erschien mir Kulusuk im Zentrum plötzlich etwas trist. Man merkte erst jetzt, dass dieser Ort sehr gezeichnet ist. Es ist nicht zu leugnen, dass hier Armut herrscht. Ein kleines Postamt, ein kleiner Supermarkt, ein kleiner Souveniershop - und das war es auch schon. Mich erinnerte die Gesamtatmosphäre ein wenig an den Ostblock in Zeiten des Kommunismus. Auf den Strassen war wenig los, viele Inuits sassen nichtstuend zusammen auf Bänken, mit ein paar Kinderwägen, observierte unsere Reisegruppe, plauderten oder genossen einfach das Wetter. An einigen markanten Stellen stehen hohe Strassenlaternen, die einfach notwendig sind, da die Wege zu den Wohnhäusern teils über steile, pfadlose Felsen und Erderhebungen führte und man wirklich aufpassen muss, nicht zu stolpern. Das Postamt hatte keine Ansichtskarten im Sortiment, somit mussten wir unsere Grusskarten vom Flugplatz schreiben. Der Supermarkt bot alles für den Alltag. Waschmittel, Süssigkeiten, Getränke, Fisch, Milchprodukte und auch etwas Obst. All die Ware wird aus dem Ausland importiert. Nun meinte der Guide, dass wir jetzt 1 Stunde jeder für sich die Ortschaft erkundschaften kann. Mittlerweile ist der Morgenfrost vergangen und hatten nun den Temperaturtageshöchstwert von 11°C erreicht, was dort schon zum warmen Bereich gezählt wird. Wir haben uns dazu entschlossen, einen weiteren steilen Berg zu erklimmen um dort von oben nochmals die Aussicht auf das Dort und den Fjord zu geniessen. Unsere Jause essend, fragten wir uns gegenseitig nach unseren Eindrücken dieser Idylle. Da waren wir einer Meinung: herrliche Landschaft, dieser immer wieder zu sehende Blau-Weiss-Braun (Wasser, Eis, Erde) Kontrast ist ein Augenschmaus, für uns Österreicher und somit "Total-Europäer" war Grönland für uns eine völlig neue Welt. Mit strahlenden Augen genossen wir die schöne Rundumaussicht aber meinten beide, dass die Ortschaft und die Einwohner etwas Trauriges in sich tragen. Ja... und das auch zu Recht. Der Guide meinte, dass sich Grönland wirklich in einer prekären, wirtschaftlichen Lage befindet. Sie halten sich mit Fisch- und Robbenfang über Wasser um zu überleben und der Grossteil des Jahres ist dort von Dunkelheit geprägt. Grönland's Einwohner haben ein grosses Alkoholproblem, die Lebenserwartung liegt durchschnittlich bei ca. 50 Jahren. Die Haupttodesursachen der Grönlander sind Herzprobleme, Krebs, der Alkoholismus (Leberzirrhose) und oftmals auch Suizid. Wir betraten darauf den Souveniershop,. Dort verkaufte ein Junge fertigen Filterkaffee, die Postkarten waren allesamt Portraits und Fotos von früherer Zeit, ein paar Grönland-betonte Textilien (T-Shirts, Pullover, Kappen) und auch traditionellen Schmuck. Immitate von Bärenkrallen als Kettenanhänger, ebenso Schnitzerei aus dem Horn des Narwals. Die Preise lagen im europäischen Normalbereich, vielleicht etwas knapp drüber. Zum Schluss betraten wir noch die kleine, richtig niedlich wirkende evangelisch-lutherische Kirche, die mit grün gestrichenen Holzbänken, einem kleinen, halbrunden Altar, einer winzigen Kanzel und einem Elektrokeyboard als musikalische Untermalung ausgestattet war. Der Tagesauflug ging langsam zu Ende, der Guide trommelte uns wieder zusammen und der Fussmarsch zurück zum Flugplatz ging los. Während des Rückwegs kam die Gruppe langsam untereinander ins Gespräch. Kommuniziert wurde ausschliesslich in Englisch, da die Touristen verschiedensten Ursprungs kamen (in unserem Fall waren Isländer, Amerikaner, Belgier, Polen, Franzosen, Österreicher, Singapurer und Japaner dabei.) Der Meinungsaustausch war sehr interessant, die meisten waren sich bzgl. Der Eindrücke Kulusuk’s einer Meinung. Als das Flugzeug dann loslegte, war ich erstaunt, als der Pilot durchsagte, dass er selber der Meinung ist den Flug um 10 Minuten auszudehnen und machte spontan mit den Passieren einen kleinen Rund-und Tiefflug über die beeindruckende Schneelandschaft. Eine Schneedecke, die immer mehr Risse bekamen, schlussendlich waren es schon kleine Schluchten und schliesslich sah man das Meer wo die kleinen Schneeschluchten vom Wasser verschluckt wird. Im Hintergrund waren die nüchternen, fast schon etwas bedrohlich wirkenden Bergzüge. An der Küste Grönlands waren überall Eisschollen- und berge zu sehen, die sich über den Nordatlantik ausbreiteten. Für diesen Kurztrip war ich der Besatzung sehr dankbar, denn dadurch konnte ich Grönland auch in seiner ganzen Rauheit kennenlernen. Meine Eindrücke: Ich war überwältigt von der wunderschönen Landschaft! Das Wetter hat prima mitgespielt, die Reisegruppe war prima, unser Guide hat uns sehr viel Wissen über dieses Plätzchen mitgegeben. Beim Abflug bekam ich fast ein wenig Sehnsucht und mit einem Lächeln im Gesicht verliessen wir die Einöde. Wer naturverbunden und ein Fan des kargen Nordens ist, dem empfehle ich wärmstens einen Tagesausflug nach Kulusuk. Mehr ist gar nicht notwendig, da man in den paar Stunden sehr viele Eindrücke bekommt und ein Dort auch schnell erkundschaftet ist. Auf jeden Fall sollte man im Sommer hinfliegen, denn da ist es schön hell und die Temperaturen für diese polaren Verhältnisse im guten Rahmen. Was die Nordlichter anbelangt, auf die muss im Sommer verzichtet werden. Es muss wesentlich kälter und finster sein – was über dem Polarkreis im Sommer kein Thema ist. Feste Wanderschuhe, Jacke, Haube und Handschuhe sind dringlich empfehlenswert!