Altstadt Sighnaghi
Sighnaghi/GeorgienNeueste Bewertungen (5 Bewertungen)
Besuch wert
Übersichtliche Altstadt mit einem gewissem Charme. Viele interessante Gebäude und kleine Gassen lassen sich hier erkunden.
Die georgische "Stadt der Liebe" in Kachetien.
Die kleine Stadt Sighnaghi liegt im südöstlichen Teil Georgiens in der Weinanbauregion Kachetien und zählt weniger als 2000 Einwohner. Sie ist überaus pittoresk und wird in Georgien auch die "Stadt der Liebe" genannt. Man kann hier wunderbar einige Tage verbringen und die Umgebung im weitgestreckten Alazani Tal genießen. Alleine ein Spaziergang durch die kleinen, kopfsteingepflasterten Straßen - vorbei an den vielen Häusern mit bunt angestrichenen Holzbalkonen - ist eine Reise wert. In diesem Reisetipp habe ich einige Fotos zusammengeführt. Ich war im Oktober 2023 bereits zum zweiten Mal in Sighnaghi und kann einen Besuch dorthin nur empfehlen.
Schöne kleine gemütliche Altstadt
Die Altstadt ist recht übersichtlich, bietet sich für einen gemütlichen Bummel aber sehr gut an und man sollte ausreichend Zeit einplanen (wir hatten mit der Reiseleiterin etwas Pech - viel Zeit bei einer Weinprobe, aber wenig für die Stadtbesichtigung). Die kleinen Gässchen bieten viele Fotomotive und - wenn das Wetter mitspielt - hat man auch eine tolle Aussicht über die Region.
Die Stadt mit südländischem Flair
Wir waren an einem Samstagvormittag in Sighnaghi. An diesem Tag waren auch mehrere georgische Schulklassen in Sighnaghi unterwegs. Unsere Reiseleiterin erzählte uns, dass Schulausflüge in Georgien meistens am Samstag gemacht werden. Nicht weit vom zentral gelegenen Busparkplatz entfernt befanden sich das Rathaus und der Uhrturm. Die Kleinstadt Sighnaghi ist als Stadt der Liebe bekannt. Es gibt zwei Tatsachen, die Sighnaghi zur Stadt der Liebe machten. Die erste ist das Standesamt, welches rund um die Uhr geöffnet ist, sodass man zu jeder Tageszeit die Ehe schließen kann. Die zweite ist eine schöne und rührende Legende, die uns unsere Reiseleiterin erzählte: Der berühmte Maler Niko Pirosmani wurde 1862 im Dorf Mirzaani bei Sighnaghi in der Region Kakheti geboren. Er wurde in einer armen Familie hinein geboren, so dass er keine Chance hatte, eine Ausbildung zu bekommen oder zu lernen, wie man malt. Deshalb war er ein autodidaktischer Maler, dessen Bilder heute Millionen wert sind. Pirosmanis Werke waren aufgrund seiner traurigen Liebesgeschichte sehr realistisch und voller Emotionen. 1909 besuchte die berühmte Schauspielerin Margarita für mehrere Tage die Stadt Tiflis. Man sagt, dass Pirosmani sie in Tiflis gesehen hat und von ihrer Schönheit begeistert war. Zwei Details machen diese Liebesgeschichte noch verrückter. Erstens: Niko Pirosmani verkaufte seinen gesamten Besitz, um alle Blumen der Stadt zu erwerben und ihr zu schenken. Zweitens: Er hatte diese Frau nur auf der Bühne gesehen, kannte sie aber nicht persönlich und hatte sie noch nicht einmal getroffen. Ob nun wahr oder nicht, aber diese schöne Geschichte zeigt das georgische Temperament. Es bleibt die Frage offen, wie die so umworbene Margarita reagierte. Eine Version besagt, dass die Schauspielerin beeindruckt war, hinausging und Pirosmani küsste. Die andere Version besagt, dass Pirosmani mit seiner Aktion nichts erreichte. Danach lebte Niko in extremer Armut in einem winzigen Raum unter der Treppe eines der Gebäude in Tiflis. Pirosmanis einzige Einnahmequelle waren seine Bilder, die er sehr billig verkaufte. Manchmal malte er die Wände der Tavernen, um Münzen für das Essen zu verdienen. Niko konnte die Farbe nicht einmal kaufen, und deshalb bereitete er sie selbst zu. Heute befindet sich dort, wo Pirosmani lebte, das Niko Pirosmanashvili Museum", das seit 1982 geöffnet ist. Heute sind seine Bilder kaum mehr bezahlbar. Innerhalb von Sighnaghi sind zahlreiche Gebäude aus dem 17. und 18. Jahrhundert zu sehen, die in den letzten Jahren restauriert wurden. Sighnaghi lässt sich am besten zu Fuß erkunden, denn das Zentrum ist verkehrsberuhigt und teilweise eine Fußgängerzone. Die alten Gassen und die Stadtmauer laden zu einem Spaziergang ein. Von der oberen Stadtmauer hat man eine gute Sicht auf Stadt und Umgebung. Die Festungsmauer hat einer Länge von 4,5 Kilometern, in die 23 Wehrtürme integriert sind. 7 Tore führen in die Stadt hinein. Die Festung wurde im Jahr 1772 erbaut. Auch wir machten auf einen Teil der Festungsmauer einen Spaziergang. Eines der Wahrzeichen in Sighnaghi ist auch die St-Georgs Kirche, leider reichte nicht die Zeit die georgisch-orthodoxen Kirchen zu besichtigen. Im Stadtzentrum, in der Nähe des Souvenirmarktes, steht eine große Statue vom Philosophen Solomon Dodaschwili (1805 – 1836). Da Solomon Dodaschwili in Opposition gegen die russische Herrschaft über seine Heimat stand, erzog er seine Schüler im Sinne des georgischen Nationalismus. Auch eine Zip-Line (Stahlseil Anlage) gab es in Saghnaghi. Die Anlage wurde im Jahr 2018 eröffnet. Die Länge der Seilrutsche beträgt laut Internet 400 Meter. In unmittelbarer Nähe der Seilrutsche befindet sich die Statue von Don Quijote – den Ritter von der traurigen Gestalt. Eine wirklich sehenswerte Stadt mit südländischen Flair.
Toskana, ein Naiver Maler und ein kleiner Löwe
Oberflächlich gesehen könnte man meinen, man sei in der Toskana! Aber man ist an der Grenze zwischen dem Innerem und Äußerem Kachetien in dem schmucken Städtchen Signagi; engl. Transliteration Sighnaghi, was der georgischen Aussprache näher kommt. Die Häuser des Ortes kleben an den Hängen eines Berges, der wie ein umgedrehter Schiffsrumpf in die Ebene des Flusses Alasani ragt, der weiter östlich ins Kaspische Meer mündet. Die Häuser von Signagi wirken irgendwie mediterran, ohne aber den typischen Eindruck toskanischer Kleinstädte widerzugeben. Das liegt wohl daran, dass die Häuser mit ihren Holzbalkonen typisch georgische Elemente aufweisen. Sie sind allerdings auch oft "toskanisch" von Wein umhüllt. In den letzten Jahren ist viel Geld in die Restauration und Modernisierung des Ortes investiert worden. Man sieht nirgendwo mehr die sonst in Georgien allgegenwärtigen, noch bewohnten heruntergekommenen Behausungen, die mit der Zeit doch sehr auf’s Gemüt drücken, auch den Georgiern wie ich weiß. Überdies findet man im Ort verstreut viele hübsche Bronze-Statuen und Wandreliefs. Es hat sich gelohnt: Signagi ist ein Touristenmagnet; jedenfalls waren viele Menschen auf den Straßen unterwegs. Ein Besuch Signagis kann man übrigens mit einem Besuch des nahegelegenen Frauenklosters Bodbe verbinden; siehe meinen separaten Reisetipp. Die Stadt wird übrigens in einem gewissen Abstand zur Stadtgrenze von einer Mauer mit 28 Türmen umgeben. Signagi besaß lange Zeit als „Freistadt“ eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber jeder königlichen oder fürstlichen Macht. Darüber hinaus gibt es ein hochrangiges Museum, das Georgische Nationalmuseum in Signagi, das archäologische, ethnographische und mittelalterliche Exponate zeigt, insbesondere aber Bilder von einem der berühmtesten naiven Maler, von Nikolos Pirosmanaschwili, genannt Niko Pirosmani (1862-1918). Er wurde sogar posthum von Pablo Picasso 1972 porträtiert, gilt er doch heute neben Henri Rousseau als der wichtigste Vertreter der Naiven Malerei. Pirosmani entstammte einfachsten Verhältnissen, brachte sich selbst georgisch und russisch zu lesen und zu schreiben bei und war auch in der Malerei Autodidakt. Er verstarb einsam, mittellos, unterernährt und unbeachtet in einem Keller. Seine Bilder verkaufte er in Kneipen für Essen, Trinken und einen warmen Schlafplatz. Tragisch endete auch seine Liebe zu der Schauspielerin Margarita, die er liebte und mit Blumen überhäufte, die ihn aber nicht für standesgemäß hielt. Pirosmani ist auf der 1-Lari-Banknote Georgiens abgebildet. Ein weiteres herausragendes Objekt dieses Museums ist ein kleiner Goldlöwe, eine Figurine aus dem späten dritten Jahrtausend vor (!) Christus, den man auch als Replik erwerben kann.