Bronzemann
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Das Kunsträtsel der Wallanlagen
Das wohl rätselhafteste Kunstwerk der Hansestadt hat keinen richtigen Namen und wurde von einem unbekannten Künstler geschaffen: Der „Bronzemann“ oder „Mann mit Einkaufswagen“, der seit Ende Mai 2020 in den Wallanlagen steht. Keinesfalls „über Nacht“, sondern tatsächlich am helllichten Tag, wurde die Skulptur hinter einer Flatterbandabsperrung aufgestellt und dort professionell von mehreren Arbeitern in klassischen Warnwesten verankert – weder Polizei, Behörden oder die vielen Passanten hinterfragten damals die Aktion. Der unbekannte Künstler filmte nicht nur die Installation seines Kunstwerks, sondern lieferte auch authentifizierendes Background-Material per Mail an den Sender Radio Bremen – von der Qualität der Verankerung bis zum Gipsmodell für den späteren Bronzeguss stammt es zweifelsfrei vom Schöpfer der Skulptur. Seither schiebt der lebensgroße „Bronzemann“ in gebeugter Haltung und mit Pudelmütze einen leeren Einkaufswagen über den Weg und lässt dabei viel Interpretationsspielraum zwischen Obdachlosigkeit und fehlendem Geld für den notwendigen Einkauf. Nach langer Diskussion, ob „illegale Kunst“ in der Öffentlichkeit einen Platz bekommen darf, schaltete sich letztlich der Bremer Bürgermeister ein und entschied augenzwinkernd das „Bleiberecht“ als Ausdruck der künstlerischen Vielfalt und Lebendigkeit der Stadt. Der Bildhauer ist bis heute unbekannt, der „Mann mit Einkaufwagen“ schiebt derweil weiter sein Gefährt und ist inzwischen ein beliebtes Fotomotiv am Herdentor, welches zum Nachdenken anregt.