Hotelschiff Stinne

Wustrow/Mecklenburg-Vorpommern

Neueste Bewertungen (1 Bewertungen)

Axel(66-70)
Juli 2022

Gestrandet, fast gesunken - heute Hotelschiff

5,0 / 6
Hilfreich (1)

Gestrandeter Brikett-Transporter ist jetzt Hotelschiff Die Halbinsel Fischland/Darß in Mecklenburg Vorpommern hat sich vom Geheimtipp zu einer beliebten Ferienregion an der deutschen Ostsee entwickelt. Nicht nur die langläufigen Sandstrände locken Urlauber, sondern auch der Bodden und kleine Orte wie Ahrenshoop, Zingst oder Dierhagen. Aber auch der kleine Ort Wustrow (1300 Einwohner) hat eine Besonderheit aufzuweisen, die schon aus der Ferne sichtbar ist. Liegt da nicht ein Schiff auf einer Wiesenfläche am Boddenufer? Richtig gesehen: Es handelt sich um einen 1965 gestrandeten ehemaligen Zweit-Mast-Schoner, der bei rauer See nahe Wustrow strandete und nach einer aufwändigen Bergung zu DDR-Zeiten als Betriebsferienheim eines Plauener Druckmaschinen-Herstellers und heute als Hotelschiff und Restaurant genutzt wird. Das „Hotelschiff Stinne“ beherbergt heute auf dem Oberdeck sechs Kajüten, die nicht nur zur Hauptsaison im Sommer schnell ausgebucht sind. Zwar sind die Kajüten mit je rund 15 Quadratmetern Platz recht beengt, aber dennoch passen ein Doppelbett, Schrank, zwei Sessel, Tisch, Fernseher und ein kleiner Büfettschrank dort hinein. Jede Kajüte hat sogar noch Platz für ein etwa 2,5 qm großes Badezimmer mit Dusche, Toilette und Waschbecken. Nur die Kapitäns-Kajüte bietet mit einem Wohn- und einem Schafraum etwas mehr Platz. Das heutige Hotelschiff Stinne wurde 1919 gebaut und hatte seinen Heimathafen in Odensee in Dänemark. Das 37 Meter lange Holzschiff war am 27. Februar 1965 auf dem Weg nach Stralsund, wo es Briketts laden sollte. Bei Windstärke 8 bis 9 und Schneetreiben bekam die Ölleitung des Frachtschiffes eine Leckage und Öl lief aus. Was zur Folge hatte, dass der Motor ausfiel und das Schiff nahe Wustrow strandete. Bei dem Versuch, das Schiff von der Küste mit gesetzten Segeln „freizusegeln“, hielten die Segel-Lieken dem Unwetter nicht stand, rissen und das Schiff wurde als „Spielball der Wellen“ gegen den Strand gedrückt, wo es sich auf dem Tongrund festsetzte. Die vierköpfige Besatzung wurde mit einem Amphibienfahrzeug gerettet. Erst nach einer aufwändigen und über einen Monat dauernden Bergungsaktion gelang es, das Frachtschiff freizuschleppen. Der beschädigte Schoner wurde seinerzeit nach Warnemünde geschleppt. Nach der Havarie verzichtete der damalige dänische Eigner infolge der kostspieligen Bergung und der Schäden auf seinen Besitz. Seit 1976 liegt der ehemalige Frachter auf einer großen Wiese nach dem Saaler Bodden in Wustrow. Noch zu DDR-Zeiten wurden auf dem Oberdeck des Holzschiffes kleine Kabine angelegt, in denen ein Plauener Druckmaschinen-Hersteller den Familien der Werkstätigen günstige Urlaubsmöglichkeiten anbot. Die heutige Besitzern Renate Sadewasser, die das Schiff 1993 übernahm, erinnert sich: „In einer der heutigen Hotel-Kajüten waren damals drei Zimmer mit Doppelstockbetten drin. Mahlzeiten wurden von den urlaubenden Werkstätigen und deren Familien im FDGB-Heim im Ortszentrum eingenommen.“ Vor Ort auf dem Schiffs-Liegeplatz gab es ein kleines Sanitärgebäude. Nach Umbauten sind die Kajüten heute geräumiger, bieten etwas Komfort und haben alle eine kleine Nasszelle. Immer noch kommen einige Großeltern, die seinerzeit in den Stockbett-Kabinen Urlaub machten, mit ihren Enkeln hierher, um Nostalgie-Urlaub zu machen. Oder Paare, die zu DDR-Zeiten mit ihren Kids hier weilten. Aber seit einigen Jahren sind es auch zunehmend Feriengäste aus den neuen Bundesländern oder aus angrenzenden Nachbarländern, die die urige Übernachtungsmöglichkeit nutzen und ein paar Tage zwischen Bodden und Ostsee-Strand auf dem Hotelschiff nächtigen. Oft sind die Kajüten schnell ausgebucht, zumal der Wustrower Hafen nicht weit ist und der Bodden und die Pappeln auf dem Liegeplatz eine entspannende Ruhe verströmen. Das Frühstück wird heute nicht mehr im ehemaligen FDGB-Heim serviert, sondern vor Ort im sieben Meter breiten Bug des Hotelschiffes Stinne. Dort gibt es ein maritim eingerichtetes Restaurant mit Schiffsbar, welches durch seine Holzplanken und Ausstellungsstücke noch den Scharm erlebnisreicher Seefahrertage versprüht. Dort werden morgens für die Hotelgäste frische Brötchen, Kaffee und alles was sonst noch dazu gehört serviert. Und am späten Nachmittag öffnet das Schiffs-Restaurant auch für alle anderen hungrigen Gäste und Urlauber, die dort speisen möchten.

Blick ins Schiffsinnere: Gang zu den Kajüten
Blick ins Schiffsinnere: Gang zu den Kajüten
von Axel • Juli 2022
Auch der Anker fehlt nicht: Hotelschiff Stinne in
Auch der Anker fehlt nicht: Hotelschiff Stinne in
von Axel • Juli 2022
Außenansicht des Hotelschiffs mit Terrasse und Si
Außenansicht des Hotelschiffs mit Terrasse und Si
von Axel • Juli 2022