

Reisetippbewertung Ehrbachklamm
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Alter: >70
Reisezeit: im August 22
Weiterempfehlung: Ja
Ø dieser Bewertung: 6.0
Traumschleife Ehrbachklamm 2019
Wir haben diese Traumschleife seit 2019 dreimal bewandert -für mich eine der schönsten (Ring) Wanderwege in Deutschland. 2015 wurde sie zum zweitschönsten Wanderweg Deutschlands gewählt und mit hervorragenden 96 Erlebnispunkten bewertet! Wir meinen zurecht.
Doch welcher Region diese Tour richtig zuordnen?
Aus dem Hunsrück bei südöstlich von Oppenhausen bei der Schönecker Mühle kommend mündet der Ehrbach bei Brodenbach in die Mosel.
Die meisten Empfehlungen für den 9,5km (Profil: mittelschwer) bis 15 km (Profil: schwer) langen Premiumwanderweg gehen von dem Wanderparkplatz in Oppenhausen aus, einem Ortsteil von Boppard.
Ich habe mich im August 2019 und Mai 2022 für eine Variante zwischen beiden entschieden.
Vom Wanderparkplatz am Ortsende führt ein Feldweg mit schönen Fernblicken, vorbei am eigentlichen Startpunkt der Traumschleife mit schöner Sitzbank und mehreren Infotafeln, zum Waldrand. Bald geht es über einen relativ steilen Forstweg durch den Wald zum Ehrbach hinab. Am Aussichtspunkt „Beuelslay“ haben wir einen ersten Ausblick auf die Weite des Ehrbachtals und die für uns nicht erkennbare Brandengrabenmühle am Ehrbach.
Kurz nach dem Grillplatz Stierwiese mit Schutzhütte erreichen wir den Talgrund des Ehrbachs.
Hier ist der Starpunkt in den Ehrbachklamm (doch erst 10 Uhr verzichteten wir auf einer Einkehr in der nur wenige Meter bachabwärts gelegenen Gaststätte „Eckmühle“.)
Die eigentliche Ehrbachklamm ist nur ca. 1,5 km lang; doch sie hat es in sich - für mich fast ein leichter Klettersteig mit Treppen, Leitern, Brücken, Seilsicherungen und immer wieder Geländern.
Obwohl an einem superheißen Hochsommersonntag waren wir in der angenehm kühlen Klamm fast allein unterwegs.
Zeitweise sogar unvermeidbar fast im im glitschigen Bachlauf!
Hohe Wanderstiefel und vielleicht wenigstens ein Teleskopwanderstock sind in jedem Fall nützlich.
Fast wie in einem Regenwald überraschte der Klamm mit seinen vielen ständig wechselnden Wasserspielen, Stromschnellen, Miniwasserfällen, urwaldähnlichen Buchen (lebendig, aber auch oft von Stürmen entwurzelt) und Felsen- und Schluchtenblicken – fast ständig klickte meine Digitalkamera.
Nicht verwunderlich, dass wir uns für diese kurze Strecke über 2 Stunden Zeit ließen…!
Nach der Kurzvariante hätte man jetzt wieder zum Wanderparkplatz aufsteigen können, doch ich wählte einen kleinen Umweg über einen zunächst eher langweiligen Forstweg. Nach der Rauschenmühle (kein Gasthof, sondern eine ausgebaute Scheune, die über Wohn- und Schlafräume, Koch- und Sanitäranlagen verfügt) erreichten wir endlich hungrig und durstig zur Mittagszeit die Daubisberger Mühle – kaum zu glauben als einzige Gäste.
Ein zauberhafter Ort wie aus uralten Zeiten
Gertrut`s Stuhl war zwar gerade dicht besetzt, doch kaum hatten wir geläutet, erschien die vielleicht schon 90 Jahre alte liebenswerte Wirtin und fragte nach unseren Wünschen.
Zu einem unschlagbar niedrigen Preis bewirtete sie uns mit einem schmackhaften Imbiss und einen herrlich kühlen Schoppen Moselwein.
Bei dieser Gelegenheit klärte sie uns auch auf, was es mit dem gerade an diesem Wochenende stattfindenden Eierschmierfest im Nachbarort Windhausen für eine Bewandtnis hat. Ein einziges Ei – gestreckt für wohl 4 Personen – dieses Rezept werden wir bestimmt nicht selbst ausprobieren!
Vor dem Rückweg hat uns das Mühlrad noch erfreut, denn man kann es selbst über die Wasserregulierung zum Laufen bringen.
Auch ohne der doppelt so langen und anstrengenden Traumschleife „Schöneckschleife“ war der Rückweg gleichfalls traumhaft, aber auch ziemlich anstrengend und schweißtreibend.
Ein durch einen Knorreichenwald erlaubte einerseits tolle Ausblicke, bot aber auch fast keinen Schatten. Es ging im ständigen Zickzack teils eben, aber teils auch sehr steil aufwärts durch viele Kerbtäler.
Da wir nicht die offizielle Route wählten und sich unzählige Wanderpfade kreuzten war für uns die Ausschilderung des Weges zeitweise sehr verwirrend (fast keine Orientierungstafeln mit Standpunktangaben).
Immer wieder erfreuten tolle Aussichtspunkte mit Ruhebank wie zuerst einer Aussicht auf das ca. 2 km entfernte Schloss Schöneck, danach der „Rauschenburgblick.
toll die sehr markante Felsennase Peterslay „Ley oder Lay bedeutet so viel wie Fels oder Klippe“).
Neben der abwechslungsreichen Flora huschten auch ständig Eidechsen über die Schieferplatten am Wegesrand
An der Teufelskanzel kamen wir wieder auf den Wanderweg der Kurzvariante. Am Hang gegenüber war deutlich eine Sitzbank erkennbar, unser nächster Ruhepunkt?
Dahin ging es sogar ein kurzes Stück bergab und wieder bergauf. An einer Schutzhütte erreichten wir endlich die Kammhöhe und kurz danach einen wunderschönen Waldkindergarten „Winkelholzbande“.
Der letzte Kilometer eine Feldstraße und Wiese, bis zum Ausgangspunkt unserer Wanderung war schon fast eine Quälerei.
So verzichteten wir auf einen Besuch des Eierschmierfestes im Nachbarort Windhausen.
Am diesen Augustsonntag wollten wir stattdessen noch in Brodenbach an der Mosel zur Abkühlung auf einem geöffneten Winzerhof etwas Wein kaufen – bei der Hitze leider vergeblich.
Also zurück über eine sehr steiles Haarnadelsträßchen zu unserem Hotel an der Hunsrückhöhenstraße.