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Tourismus-Hochburgen in Deutschland: Die Gewinner und Verlierer
Raus aus dem Alltag und rein in den Kurzurlaub: Nach wie vor zieht es zahlreiche Reisefreudige in Deutschlands schönste Städte und Regionen. Doch wo ist der Andrang besonders groß und wo bleibt es eher ruhig? Um das herauszufinden, haben wir aktuelle Tourismusdaten aus der Regionaldatenbank für das Jahr 2024 ausgewertet und mit den Zahlen aus 2022 verglichen – in dem Jahr haben wir erstmals die Tourismusdichte berechnet. Unser Ziel war es, die Entwicklung des Tourismus nach der Pandemie aufzuzeigen. Welche Orte sind beliebter geworden und wo gehen die Gästezahlen zurück? Gibt es Veränderungen bei der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer?
Für die Analyse haben wir über 2.000 deutsche Gemeinden mit mindestens 5.000 EinwohnerInnen sowie alle Bundesländer betrachtet. Wir haben die jährlichen Gästeankünfte ins Verhältnis zur Einwohnerzahl gesetzt und so ermittelt, wo es besonders viele Gäste pro Einwohnende gibt – und wie sich dieses Verhältnis seit Ende der Pandemie verändert hat. So bekommst Du einen Überblick über die aktuellen Tourismus-Hotspots in Deutschland und erfährst, welche Regionen echte Aufsteiger oder überraschende Verlierer sind – was natürlich nicht bedeutet, dass sie keine Reise wert sind.
Deutschland: Meistgebuchte Städtehotels
Touristendichte steigt in drei Viertel aller Gemeinden
Betrachten wir die 2.024 Gemeinden mit über 5.000 Einwohnenden fällt eines schnell auf: in rund drei Viertel, nämlich 1.489 Gemeinden, ist das Verhältnis von Gästen pro Einwohnende (GpE) gestiegen. Spitzenreiter nach absoluten Zahlen bleiben dabei Rust (Europa-Park) und die Ostseebäder Binz und Heringsdorf mit 198,3 beziehungsweise 75,2 und 69,9 GpE. In Binz kommen somit 3,7 und in Heringsdorf sogar 6,6 mehr Gäste auf einen Einwohnenden. In Rust sind es sogar 11,6 mehr als noch vor zwei Jahren. Das bringt dem Heimatort des Europa-Parks den zweiten Platz im Ranking der größten Steigerung ein. Nur in Oberding sind es noch mehr, hier kommen innerhalb der letzten beiden Jahre stolze 27,4 Gäste mehr auf einen der 6.726 Bewohnenden. Der bayrische Ort liegt zwischen dem Münchener Flughafen und dem Thermenort Erding. Ebenfalls in Bayern liegt mit Oberammergau auch der Verlierer des Rankings. Hier kommen aktuell über sieben Gäste pro Anwohnende weniger im Jahr zu Besuch. In 60 Gemeinden gibt es keine Veränderung zum Jahr 2022.
Das komplette Ranking mit allen Städten im Überblick findest Du hier:
Tourismus und Gesellschaft im Wandel der letzten Jahre
Die Entwicklung der Touristenzahlen hängt nicht nur von der Reiselust ab, sondern wird seit 2022 auch von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Faktoren beeinflusst. Zwar erlebte der Tourismus in Deutschland nach dem Ende der Corona-Maßnahmen ein kräftiges Comeback, doch gleichzeitig sorgen Themen wie Nachhaltigkeit, steigende Preise und der Fachkräftemangel für neue Herausforderungen. Um den Ansprüchen umweltbewusster Gäste gerecht zu werden, investieren viele Destinationen inzwischen verstärkt in klimafreundliche Angebote und grüne Mobilität. Gleichzeitig kämpfen etliche Betriebe mit Personalmangel, was sich auf das Angebot vor Ort auswirken kann. Hinzu kommt: In einigen Regionen wird die Akzeptanz des Tourismus zunehmend kritisch diskutiert, beispielsweise wenn der Andrang besonders groß ist. All dies prägt die Veränderungen im Tourismus seit der Pandemie und macht deutlich, welche Orte heute besonders gefragt sind.
Großstädte: Frankfurt wird immer voller, Wolfsburg steigert sich deutlich
Frankfurt am Main hatte mit 6,1 GpE bereits die höchste Touristendichte unter allen Städten mit mehr als 100.000 EinwohnerInnen und hat diesen Wert noch einmal deutlich gesteigert. Aktuell kommen 2,1 GpE mehr als noch vor zwei Jahren, insgesamt also 8,3.
Auf Platz zwei folgt München, wo eine deutliche Steigerung um 1,6 GpE zu bemerken ist. In Würzburg, Düsseldorf und Heidelberg kommt aktuell ebenfalls mindestens ein Gast mehr pro EinwohnerIn. In Bochum, Wolfsburg und Heilbronn haben sich die Gästeankünfte um etwa 50 Prozent erhöht.
Wie alle Großstädte im Vergleich abschneiden, zeigt die Tabelle:
Deutliche mehr Gäste in vielen Landkreisen
Ein Blick auf 289 Landkreise zeigt, dass vielerorts die Zahlen der Gästeankünfte und Gästeübernachtungen steigen. Dabei fällt jedoch auf, dass in 221 Landkreisen zugleich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer gesunken ist. Hier zeichnet sich ein Trend ab: Es wird lieber öfter, aber dafür etwas kürzer Urlaub gemacht. Die deutlichsten Steigerungen sind rechnerisch in Landkreisen im Bundesland Thüringen zu finden, was jedoch einen besonderen Grund hat. Seit 2023 werden die Campingplätze des Bundeslandes in der Tourismusstatistik der Regionaldatenbank mitgezählt. Das erklärt die großen Unterschiede zwischen 2024 und 2022 in unserer Auswertung.
Die Quoten für alle Landkreise kannst Du hier einsehen:
In allen Bundesländern mehr Gäste, aber weniger Nächte
Hinsichtlich der Bundesländer dominiert der Norden weiterhin das Ranking: Mecklenburg-Vorpommern ist mit einer Quote von 4,9 GpE Spitzenreiter im Ländervergleich, dicht gefolgt von den beiden Stadtstaaten Hamburg und Berlin mit 3,9 bzw. 3,4 GpE. Die beiden Spitzenreiter aus dem Norden verzeichnen somit einen Anstieg der Touristendichte um circa 0,4 GpE; in Berlin sind es mit 0,6 GpE sogar noch etwas mehr. Auch Bayern ist bei UrlauberInnen weiterhin sehr beliebt und knackt mit 3,04 GpE erstmal die Marke von drei Gästen pro Anwohnenden. Auch wenn überall mehr Gäste ihre Lager beziehen, sie bleiben kürzer. So ist Bayern gleichzeitig das Bundesland, in dem die durchschnittliche Übernachtungsdauer um sechs Prozent und somit am deutlichsten gesunken ist. Insgesamt am längsten bleiben die Gäste in Mecklenburg-Vorpommern mit über vier Nächten.
Wie die Quote in allen Bundesländern ausfällt, erfährst Du in der Grafik:
Wer es ruhiger mag, sollte also im Saarland Urlaub machen: Pro EinwohnerIn besucht nur ein Gast jährlich das kleine Bundesland im Südwesten der Bundesrepublik. Auch Nordrhein-Westfalen gilt mit einer Quote von 1,35 GpE nicht als Tourismusmagnet, was aber auch an der hohen Einwohnerzahl liegt. Trotz statistischer Änderung und Einbeziehung aller Campinggäste steigt die Dichte in Thüringen mit 0,33 GpE nur sehr moderat. In Sachsen und Rheinland-Pfalz sind es ungefähr zwei Gäste pro Anwohnenden.
Was haben wir gemacht?
Für den Vergleich wurde die Anzahl der Gästeankünfte pro Gemeinde, Stadt und Bundesland in das Verhältnis zu der jeweiligen Einwohnerzahl gesetzt. Die Zahlen gehen aus der Statistik der deutschen Regionaldatenbank zu Gästeankünften hervor. Diese Zahlen haben wir zuerst Ende 2023 mit dem Stand von 2022 erhoben. Zum Vergleich haben wir nun die aktuellen Daten aus dem Jahr 2024 genommen und diese mit der ersten Untersuchung ins Verhältnis gesetzt, um die Entwicklungen aufzuzeigen. Abweichungen der Bundeszahlen zu aufsummierten Länderergebnissen sind Folge nachträglicher Revisionen und der grundsätzlichen Berücksichtigung von Campingplätzen bei Bundesergebnissen.
Alle Kategorien beinhalten Schulungsheime sowie Vorsorge- und Rehabilitationskliniken. Die Einwohnerzahlen sind aus dem Jahr 2022/2023 und können deshalb leicht zu aktuellen Zahlen abweichen. Ab 2023 wurden die Campingplätze in Thüringen in der Regionaldatenbank berücksichtigt, was die deutlichen Entwicklungen in vielen Thüringer Gebieten erklärt. Insgesamt fließen 2.100 Städte ab 5.000 EinwohnerInnen mit in die Untersuchung ein. Aufgrund eines nicht vollständigen Datensatzes konnten 80 Gemeinden nicht mehr berücksichtigt werden, die in der ersten Erhebung 2022 untersucht wurden. Trotz großer Sorgfalt übernimmt HolidayCheck keine Garantie für die hier aufgeführten Werte.