- Preis-Leistungs-VerhältnisSehr gut
Es sieht aus der Ferne aus wie ein kleiner Weiler aus wenigen Häusern. Erst beim Herankommen wird klar, dass es sich hier um eine kleine Hotelanlage handelt. Das äußere Erscheinungsbild ist einladend, die Bauweise variierend und aufgelockert. Den Freiflächen zwischen den Häusern würde ein wenig mehr Begrünung zuträglich sein. Die Gäste waren angenehm ruhige Deutsche, Niederländer und Skandinavier, zumeist Paare oder Alleinreisende. Die Gäste waren mittleren Alters oder in den besten Jahren - es handelt sich jedoch keineswegs um eine "Seniorenanlage". Im Sommer soll es unangenehm heiss werden, daher empfehlen die vorgenannten Damen des Hotels Frühling und Herbst als beste Reisezeit. Wo Sie hinsollten: schauen Sie sich die venezianischen Häfen und Altstädte von Réthimno und Chaniá an. Lassen Sie das mit der Samaria-Schlucht (Naturerlebnis und Touristenmassen schließen sich aus) und fahren Sie nach Zarós in die Rouvas-Schlucht: da ist deutlich weniger los. Ruhiger und wilder, aber auch karger. Der Weg beginnt oberhalb des Ortes, an einem künstlichen See. Wandern Sie einmal die große Runde um das Hotel Enagron (ca. sechs Kilometer): folgen Sie einfach dem Weg rechts vom Parkplatz, und dann immer geradeaus; bei der Kapelle am Hang dann eine Rechtsbewegung einleiten, und der Kreis schließt sich von alleine. Ach ja: wenn Sie in Chaniá als Vegetarier gut essen wollen, gehen Sie ins Ristorante Veneto in der Zampeliou, der Parallelgasse zum venezianischen Hafen. Dort gibt es traditionelle Steinofenpizzen mit frischen Belägen und wunderbare Nudelgerichte.
Das Hotel verfügt über vier Kategorien von Unterkünften, die sich in aufsteigender Größe wie folgt darstellen: Studio, Appartment, Maisonette und Ferienhaus. Wir hatten Appartment 22, im Obergeschoss belegen und mit zwei großzügigen Balkonen ausgestattet. Ein gebrauchsfähiger Kamin (Kreta ist eine kühle Insel mit heißer Sonne) ist auch vorhanden. Feuerholz müssen Sie selbst sammeln. Die Küchenausstattung ist äußerst dürftig - keine Kaffeemaschine - und die allgemeine Sauberkeit als befriedigend zu bewerten. Die Einrichtung war ansonsten in keiner Weise zu bemängeln. Wenn Sie als Paar reisen, sind ein Appartment oder eine Maisonette ideal. Genügsameren Naturen mag auch ein Studio vollauf genügen.
Als Vegetarier haben wir vorsichtshalber auf die Buchung von Halbpension verzichtet, endeten aber allabendlich im Hotelrestaurant. Das Enagron verfügt nicht nur über eine kleine aber abwechslungsreiche Speisekarte mit mediterranen Gerichten, sondern hat auch eine sehr gute Küche. Gemüse, Teigwaren und Eierspeisen kamen frisch zubereitet auf den Tisch, nur das Brot zum Salat war zuweilen knüppelhart. Wenn es Ihnen bei der einfachen kretischen Küche an Raffinesse mangelt, dann vergegenwärtigen Sie einfach eine Aussage unseres Herrn Goethe: "Die höchsten Genüsse sind einfacher Art." Im Übrigen verdienen die Weißweine unsere Anerkennung, und das frisch gezapfte Mythos (ein griechisches Pils) dürften Sie nach tagfüllender Wanderung auch als Wohltat empfinden - besonders, wenn der/die Partnerin im Vorwege einen bleischweren Rucksack voller Ausstattung gegen alle erdenklichen Lebensrisiken gepackt hat, den SIE dann den ganzen Tag tragen durften! Eine gute Flasche kretischen Weines wird mit EUR 10,- berechnet, ansonsten tut es auch der günstigere Hauswein. Auf Wunsch können Sie von 08:00 - 10:30 Uhr ein Frühstück einnehmen, das mit EUR 8,50 pro Person berechnet wird. Aufgrund des anhaltenden Sättigungsgrades durch die üppigen Portionen bei abendlicher Speisung (kleine Karte, große Portionen) haben wir hiervon keinen Gebrauch gemacht.
Bei den Angestellten des Hotels sind Sie in den allerbesten Händen, auch wenn alles mit einer gewissen Nonchalance geschieht - wir sind schließlich in Griechenland. Gegenüber kleineren Problemen pflegt man ein kavaliersmäßige Gleichgültigkeit, aber bei ernsteren Anliegen wird Ihnen sofort geholfen. Die Rezeption teilen sich die englischsprachige Griechin Mary und die polyglotte Niederländerin Marika. Beide Damen haben wir als hilfsbereit und freundlich, ja geradezu offenherzig erlebt. Es scheint ihnen geradezu ein persönliches Anliegen zu sein, dass man zufrieden ist. Das Abendessen serviert die stets zuvorkommende, unermüdlich werkelnde Griechin Aphrodite, der man Trinkgeld geradezu aufzwingen muss: "Ich mache hier nur meinen Job, und ich mache ihn gerne." Frau Aphrodite ist auch deutschsprachig. Wenn wir ein Hotel hätten, würden wir uns solche Angestellten wünschen.
Sie wohnen quasi im Nichts. Rings um das Hotel herum findet sich auf weiter Fläche lässig bewirtschaftetes Agrarland (in Spanien heisst so etwas "Huerta"). Dieses Alleinstellungsmerkmal des Hotels haben wir als Naturliebhaber als sehr wohltuend empfunden. Morgens krähen Hähne, nachts gibt schon mal ein liebeskranker Esel seinem Herzensleid mit lauter Stimme Ausdruck - man bringt ein robustes Naturell mit, wenn man auf's Land reist. Bescheidene Einkaufsmöglichkeiten bietet Axos (sechs Autominuten zum Supermarkt), ein reichhaltige Auswahl Anogeia (fünfzehn Minuten Fahrtzeit, wenn Sie fahren wie ein junger Grieche, d.h. es gibt nur Standgas oder Vollgas). Aber bitte, bitte Vorsicht: Tiere kreuzen die Fahrbahn! Wir konnten einmal gerade noch vor einem kleinen Igel bremsen, und ein andermal standen zwei Dutzend Schafe direkt hinter einer Kurve mitten auf dem Asphalt.
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Der in idyllischer Randlage befindliche Poolbereich besteht aus einer großzügigen Fläche um ein quadratisches, kompakt bemessenes Außenbecken. Die Wassertiefe von 1,60 m und der Durchmesser von 10 m erlauben hier halbwegs ernsthafte Körperertüchtigungen. Pool und Umgebung haben wir jederzeit in sauberem Zustand vorgefunden. Was die Tierhaltung betrifft, so bewegt sich diese bei objektiver Betrachtung in einer gewissen Grauzone. Die Pferde, Esel, Ziegen und Geflügel werden nicht wirklich artgerecht gehalten, jedoch kann auch von Tierquälerei keinesfalls die Rede sein. Wir haben 2004 im Hotel Oasis in Afantou/Rhodos im sog. "Zoo" fürchterliche Zustände der Tierhaltung erlebt (möge der Hotelier nach seinem Abscheiden zur Strafe als tierischer Insasse seines "Zoos" wiedergeboren werden!) , gegen die das Bild im Enagron sich äußerst positiv abhebt. Das Problem liegt vor allem im Terrain. Bei den Huftieren handelt es sich um sog. Dauerfresser, die ihr Dasein auf einem kahlen, kargen Sandplatz als Mangel erleben dürften. Hier würde eine Haltung auf wechselnden Grünflächen zum Lebensglück der Tiere wesentlich beitragen.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 1 Woche im Mai 2011 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Matthias |
Alter: | 41-45 |
Bewertungen: | 6 |