- Preis-Leistungs-VerhältnisSehr schlecht
Sommer 2020 und die zweite Corona-Welle droht, da bleibt man lieber in Fahrweite der Heimat und es geht an die Nordsee. Da ich diesen Gedanken nicht exklusiv hatte, ist die Buchungslage angespannt und vier Wochen vor Anreise wurde es teuer, womit aber zu rechnen war. Die Fletcher Hotels vertreten ungefähr 100 offenbar meist privatgeführte Hotels in den Niederlanden. Dieses hier liegt bei Noordwijk und hat auf den ersten Blick im Internet durchaus Charme. Der zweite Blick nach Anreise zeigt eine etwas in die Jahre gekommene, kleine Hotelanlage. Zwischen den Gebäuden liegen Rasenflächen, die wenn sie gepflegt würden, ein schönes Ambiente böten. Die Zimmer verteilen sich auf mehrere Gebäude. Parkplätze gibt es kostenfrei vor dem Hotel. Insgesamt zieht sich hier so ein bleibender Eindruck durch: Hauptdarsteller sind der nahe Strand, Noordwijk und die Landschaft ums Meer. Das Hotel selber versprüht keine grosse Freude – weder in Bezug auf Modernität, oder Innovation noch in Sachen Gemütlichkeit. Für mich ist die Freude auf die Rückkehr in mein gutes Hotel und mein Zimmer nach einem schönen Urlaubstag ein abolutes Muss – das hier fehlte. Dieses Mass muss bei den gezahlten Zimmerpreisen schon angelegt werden dürfen. Funktionierendes WiFi stellt wenigstens die Flucht in die virtuelle Realität sicher.
Im Internet liest sich der Begriff Suite immer gut – hört sich geräumig, mondän und üppig an. Bei de Witte betritt man mit der Suite eine Kleinwohnung mit Laminat und verschiedenen Zimmern. Ein wenig eine andere Interpretation der Suite, aber erst einmal OK. Das Interieur der Zimmer scheint jedoch eine Mischung aus Studentenwohnheim und Jugendherberge zu sein, es wurde offenbar das in die Suite gepackt, was stilistisch sonst kein zu Hause mehr fand. Der Wohnraum ist irgendwie fast leer, eine alte Couch, ein kleiner Fernseher und ein riesiger Tisch, der merkwürdigerweise längsseitig ganz an der Wand steht, sind die altmodischen Bewohner in einem ansonsten luftigen und lichten Raum. Gemütlichkeit ist hier vollkommen vergessen worden, wer kann bei der Gestaltung nur so wenig Sinn für Wohligkeit spüren ?. Separat ist der Schlafraum mit einem immerhin bequemen, etwas zu weichem Bett, das aber guten Schlaf sicherstellen konnte. Unverständlicherweise sind gerade hier zwei Stehtische an der Wand verdübelt, die dann auch eine Nespresso-Maschine tragen – manchmal gibt es sogar Kapseln dazu. Ich weiss bis heute nicht, was die kaffeetrinkenden Leute am Stehtisch im Schlafzimmer machen sollen. Ein Zimmer weiter ist das Bad. Hinter der grossen und bequemen Badewanne prangt eine Fototapete mit Strandmotiv – offenbar von einem kanadischen Strand (warum auch immer). Die Duschkabine ist irgendwie eingetreten und notdürftig geflickt worden, es gibt aber ausreichend Handtücher. Das kleine WC ist gegenüber und hübscherweise separat. Letztlich ist die sogenannte Suite ein schlechteres AirBNB-Erlebnis mit abenteuerlich schlechtem Preis-/Leistungsverhältnis.
Die Frühstückserfahrungen in Covid-Zeiten können sehr unterschiedlich sein, die Zeit der ausladenden Frühstücksbuffets ist leider erst einmal vorbei. Das Konzept in unserem Hotel scheint clever gelöst: Man kann Tag für Tag vorbestellen zwischen einem kontinentalen, einem herzhaften und einem gesunden Frühstück. Kaffee und Säfte (nicht frisch, wobei der Orangensaft mit seinem Namensgeber nur die Farbe teilte) kann man sich selber aus einem Nebenraum holen. Das tags zuvor georderte Frühstück kommt dann auf einem Teller. Auch hier fehlt wieder ein Schuss notwendiger Freude, Frühstück ist ja mehr als „so viel essen, bis man satt ist“ – es ist der Start in den (Urlaubs-)Tag. Der Teller ist sehr voll, manchmal lassen trockene Ränder am (nicht wie in den Niederlanden gewöhnlich geschmacksreichen) Käse und auf dem Kichererbsenmuss erahnen, dass bereits mindestens eine Nacht im Kühlschrank verbracht wurde. Marmelade und Butter kommt aus dem Plastikreich und schmecken auch so. Mein Spiegelei ist OK, manchmal sind es auch zwei – manchmal fehlt aber auch Schinken und Käse , der Standard auf den man sich clevererweise eingelassen hat, er hat auch Tagesform. Nach unserer Frühstückserfahrung verzichteten wir jedenfalls auf Dinner in unserem Hotel.
Was mich nach der Buchung zunächst ein wenig an meiner Wahl zweifeln liess, das waren Kommentare bezüglich des Phlegmas der Angestellten. Diese Wahrnehmung kann ich überhaupt nicht teilen – die Menschen von de Witte waren das Plus der Erfahrung. Der Service war beim CheckIn freundlich, ebenso beim Frühstück. An der Rezeption wurde in der Regel gut und schnell geholfen. Auch in Covid-Zeiten wurden die Zimmer jeden Tag ge-serviced. Nicht unbedingt dazu gehörte eine gründliche Reinigung – um die Couch herum war es in unserem Zimmer nicht sehr sauber und auch die Tischflächen hatten so einen klebrigen Touch, der mich immer unwohl fühlen lässt. Trotzdem waren die für de Witte arbeitenden Menschen das Plus.
Mit der Standortwahl Noordwijk kann man eigentlich nichts falsch machen: Bei schönem Wetter ist der Strand nah und der Sonnentag einfach herrlich. Bei schlechterem Wetter locken Den Haag, Rotterdam oder Amsterdam – alle in weniger als 45 Minuten Fahrzeit – zu Tagesbesuchen. Da wird in allen Städten viel geboten, Shopping, Restaurants und Sehenswürdigkeiten. Allerdings benötigt man zur Mobilität um das Hotel ein Auto (für die Städte) oder ein Fahrrad (für Noordwijk) denn das Hotel selber liegt weder direkt im Ort noch direkt am Strand. Wer fliegen will, der ist in gut 30 Minuten in Schiphol, das auch direkt mit Bus n Noordwijk angebunden ist.
Beliebte Aktivitäten
- Strand
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 3-5 Tage im Juli 2020 |
Reisegrund: | Strand |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Stefan |
Alter: | 56-60 |
Bewertungen: | 370 |