- Preis-Leistungs-VerhältnisEher gut
Um es vorwegzunehmen: Selten ist auf meinen Reisen die Vorfreude und Erwartungshaltung auf ein Hotel so von der Realität ausgebremst worden wie hier. Ich besuchte dieses Hotel für eine Nacht im Rahmen einer Radreise um den Bodensee. Das alte Grandhotel Bad Schachen stand schon längere Zeit auf meiner Liste von Orten, die ich mir unbedingt einmal ansehen wollte. Da ich nun anlässlich meiner Reise direkt daran vorbeikam, nutzte ich die Chance für einen Aufenthalt. Der Empfang durch die jungen Damen an der Rezeption war kompetent und sehr freundlich. Meine Buchung war vorbereitet. Ich bekam ein kleines Zimmer im vierten Stock zum Park raus (Nr. 441). Auch das Bad war klein, aber modern und sauber. Die Nachtruhe bei offenem Fenster war ausgezeichnet. So weit, so gut. Meine lange Tagesfahrt auf dem Rad bei Sommerhitze (es war der 20. Juli) hatte mich erschöpft. Ich freute mich sehr auf eine Zeit nachmittäglicher Entspannung auf der wunderbaren Hotelterrasse und auf ein Abendessen mit Seeblick um 18.30 h (Beginn der Restaurantzeit). Daraus wurde rein gar nichts... Ich betrat die Seeterrasse etwa gegen 16.00 h. Alle Tische waren reserviert, an einigen saßen Gäste. Unvertraut mit den häuslichen Gepflogenheiten, suchte ich nach einem Mitarbeiter, um mir einen Tisch zuweisen zu lassen. Gleichwohl, es war niemand vor Ort. Ein Ober, der auch durchaus meine Unsicherheit bemerkte, lief dann mit Materialien zum Tischeindecken an mir vorbei, ohne mir seine Hilfe anzubieten. Da kein anderer erschien, sah ich mich gezwungen, diesem hinterherzulaufen. Auf meine Bitte nach einem Tisch wurde ich zunächst gefragt, ob ich abends zu den Bregenzer Festspielen wollte. Ich verneinte und wurde belehrt, dass sämtliche Tische der Terrasse für die Festspielbesucher unter den Hotelgästen reserviert wären. Diese würden um 19.50 h mit dem Schiff abgeholt. Und aus diesem Grund gäbe es für alle anderen Hotelgäste Abendessen auch erst ab 20.00 h! Mir fehlten in diesem Moment wirklich die Worte! Meine gesamte Vorfreude war in einer Mischung aus Unglauben und Enttäuschung untergegangen. Auf meine Frage, was es für Alternativen gäbe, wurde ich an die am Ufer aufgebaute Bar verwiesen. Dort angekommen, wurde ich (durch fehlendes Personal) wieder zum Warten genötigt. Um zu einem Stück Kuchen und einem Getränk zu kommen, war ich gezwungen, zum Hotel hochzulaufen und mir wieder einen Ober zu suchen. Ich fand einen an der Kuchentheke und bat um ein Stück für die Uferbar. Mir wurde erklärt, dafür sei sein Kollege von selbiger zuständig. Auf meine Erwiderung, dass dort niemand tätig sei, wurde mir mit genervtem Ausdruck zugesagt, er wolle sich drum kümmern. Zurück an der Bar, erschien dann tatsächlich auch endlich der junge Mann, der für diese zuständig war. Nach meinen Wünschen gefragt, erklärte ich ihm, dass eigentlich Kuchen für mich unterwegs sein sollte. War er aber nicht. Der nette Ober kümmerte sich schließlich selbst drum. Noch nie musste ich so lange auf ein simples Stück Kuchen warten. Meine Situation überdenkend, wurde mir klar, dass ich keine andere Wahl hatte, als diese vom Hotel diktierte Zweiklassengesellschaft unter den Gästen zu ertragen. Die einsame Lage des Hotels ist wunderschön, bringt es aber auch mit sich, dass man für die Mahlzeiten an dieses gebunden ist. In fußläufiger Distanz gibt es keine Alternativen. Genialerweise hatte das Haus ausgerechnet zu dieser Zeit auch seine "Fischerstube" geschlossen. Gerne hätte ich diese ersatzweise für ein Abendessen um 18.30 h aufgesucht. Wer plant so etwas? Auf meine Frage, wie man denn nun als Gast aus der zweiten Reihe zu einem Abendessen käme, wurde mir eine Dame aus dem Haus als Ansprechpartnerin geschickt. Diese wirkte kompetent und sagte mir für 20.00 h einen Tisch auf der Terrasse zu. Es sollte anders kommen. Alternativlos musste ich notgedrungen an dieser Uferbar verweilen, zusammen mit wenigen anderen Nicht-Bregenzern. Da der nette junge Ober immer wieder für einige Zeit verschwand, sah man nur leere Gläser und verärgerte Gesichter... An dieser Stelle wäre noch zu erwähnen, dass die silbrigen Barhocker der Uferbar ihrem Namen alle Ehre machten. Sie sind extrem unbequem und für längeres Verweilen völlig ungeeignet. Der für den Erwerb dieser Teile Verantwortliche müsste einmal so lange hierauf verweilen, wie es mir an diesem Tag abgenötigt wurde... Ein zwischenzeitlich von mir bestellter (sehr leckerer) Imbiss von der "Kleinen Karte" stillte den ärgsten Hunger zunächst etwas. Erstaunliches tat sich, als die Zeit für das Abendessen der Bregenzer heranrückte. Diese wurden mit einem Grillbüfett versorgt, welches mit unglaublichem Personalaufwand innerhalb kürzester Zeit auf der Wiese neben der Bar errichtet wurde. Wo waren diese Kräfte vorher alle? Service konnte man offensichtlich doch, aber unter akutem Zeitdruck, und nicht für alle. Gegen 19.50 h wurden die Festspielbesucher von einem Schiff aufgenommen. Mein Exil am Ufer konnte ich endlich verlassen und machte mich auf die Suche nach dem angeblich für mich reservierten Tisch. Diesen gab es aber nicht, denn zwischenzeitlich hatte sich über dem See ein starkes Gewitter zusammengebraut, welches eine weitere abendliche Nutzung der Terrasse für die "zweite Schicht" der Gäste unmöglich machte. Das war natürlich höhere Gewalt, gleichwohl ärgerlich. Die verbliebenen Gäste und ich wurden in den Speisesaal gebeten. Auch hier ging es chaotisch weiter. Ich bekam zwar relativ zügig einen guten Tisch, wurde dann aber nacheinander mit zeitlichem Abstand von drei (!) Obern nach meinen Wünschen gefragt. Erst der dritte schaffte es, mich mit Wein und Speisekarte zu versorgen. Völlig sinnfrei! Der Saal war nicht voll besetzt, trotzdem dauerte es eine halbe Ewigkeit, bis der von mir bestellte Fisch endlich vor mir stand. Es war nun bereits weit nach 21.00 h, um 18.30 h hatte ich essen wollen... Den Rest des Abends verbrachte ich dann in der wunderbaren Hotelhalle. Der Pianist spielte gut und, man glaubt es kaum, hier war der Service auf hohem Niveau. Warum nur hier? Das Frühstücksbüfett war in Ordnung (bis auf die Platten mit Wurst und Käse - das geht gar nicht!). Allerdings setzte sich auch hier wieder beim Service das chaotische Durcheinander des Vortages fort. Scheint systemimmanent zu sein. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich in Sachen Gastronomie nicht zu den Nörglern dieser Welt gehöre. Ich nehme alles, wie es kommt. Allerdings handelt es sich bei dem hier beschriebenen Hotel nicht um einen kleinen Landgasthof, sondern um eines der besten Häuser am Bodensee, namentlich an der "Goldküste". Einzig das Steigenberger in Konstanz spielt in derselben Liga. Insofern sind andere Messlatten anzulegen. Dem Gast wird hier viel Geld abverlangt, dementsprechend darf dieser auch viel erwarten. Lage, Architektur, Ambiente, alles ist einzigartig. Der eigentliche Wermutstropfen ist der Service, der in seinem Kompetenzwirrwarr geradezu untergeht. Hier ruft es laut nach einer starken Hand, die mit Kraft und Sachverstand strukturierte Abläufe entwickelt und für deren Einhaltung sorgt. Mein Fazit für einen Aufenthalt im Sommer: Besucher der Bregenzer Festspiele sind hier bestens aufgehoben. Allen anderen Sommergästen sei empfohlen, diesen Zeitraum für eine Buchung auszuklammern.
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Infos zur Reise | |
---|---|
Verreist als: | Alleinreisend |
Dauer: | 1-3 Tage im Juli 2018 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
---|---|
Vorname: | Frank |
Alter: | 61-65 |
Bewertungen: | 183 |
Lieber Frank, vielen Dank für Ihre ausführliche Bewertung, es tut uns sehr leid, dass Sie mit unserem Service nicht zufrieden waren und deshalb Anlass zur Kritik haben. Wir räumen ein, dass es während der Bregenzer Festspiele mitunter zu so starkem Andrang kommt, dass es vereinzelt Verzögerungen geben kann. Üblicherweise informieren wir unsere Gäste vorab über Besonderheiten Service und Ablauf zu den Bregenzer Festspielen betreffend. Auf dem von Ihnen für die Reservierung genutzten Buchungsportal war es leider nicht möglich, für diesen Zeitraum besondere Informationen zu unserem Haus und dem Ablauf zu hinterlegen, ebenso wenig wie eine für diese Zeit spezielle Reservierungsbestätigung mit allen wichtigen Informationen. Für die dadurch entstandenen Unannehmlichkeiten entschuldigen wir uns. Herzliche Grüße vom Bodensee Ihr Team vom Hotel Bad Schachen