- Preis-Leistungs-VerhältnisSchlecht
Mittelgroßes 4-Sterne-Hotel mit sehr schönem Hallenbad und ansprechender, großer Poollandschaft draußen. Direkt im Haus befindet sich eine Kurabteilung mit Fangobad, Physiotherapie- und Wellnessmöglichkeut. Mehr als 80% der Gäste waren Deutsche. Der Altersdurchschnitt dürfte bei 75 Jahren gewesen sein. Es gab Gäste, die schon 30 Jahre hierher kommen. Lobby, Aufenthaltsraum und Speisesaal im typischen italienischen Kurortstil in gutem Zustand. Der Frühstücksraum hat den Charme eines DB- 2.Klasse-Warteraumes der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Er ist lieblos ausgestattet, ohne irgendwelches schmückendes Beiwerk und sehr eng bestuhlt, sodass man unwillkürlich beim Aufstehen dem Hintermann den eigenen Stuhl in die Lehne rammt. Das Frühstücksgedeck auf blankem Holztisch bestand aus einem Plastikunterset, einem Messer mit Plastikgriff (das Dutzend in jedem Möbel-Discounter für wenige Euro zu erstehen) einem Teelöffel und einer Kaffeetasse und -untertasse. Das Personal spricht und versteht mehr oder weniger gut deutsch, in der Kurabteilung eher schlecht bis gar kein Deutsch. Die Essenszeiten sind auf eine Stunde beschränkt: mittags von 12:30 - 13:30 und abends von 19:30 - 20:30 Kein Internetanschluß auf den Zimmern. WiFi nur an der Rezeption und in der Gästehalle möglich. Für mich ist das Ermitage Bel Air ein Hotel, das noch im letzten Jahrhundert lebt und das sich nach Gästen richtet, die schon viele Jahre hierher kommen. Die bestimmen und überwachen die veralteten Poolregeln. Die bestimmen, ob bei 25,5 Grad im Speiseraum abends die Klimaanalge abgestellt wird, obwohl sich die Mehrzahl der Gäste halb zu Tode schwitzt. Die nehmen sich auch die Freiheit heraus, einen in der Kurabteilung mit den Worten zu empfangen: "Sie sind aber zu spät dran, Bruno wartet schon auf Sie". All das und noch viel mehr haben wir während unseres 3-wöchigen Aufenthaltet im Ermitage Bel Air erlebt. Leider sind Chef und Juniorchef von ihrer Unfehlbarkeit so überzeugt, dass sie entsprechende Kritik nicht annehmen. Hoffentlich bereuen sie dies nicht in den nächsten Jahren - viele Hotels in Abano Terme und Montegrotto haben in den letzten Jahren schon geschlossen. Mir stellt sich nicht die Frage nach dem "Warum". Ein französischer Gast am Nachbartisch sagte einmal zu mir: "Dies ganze hier ist wie eine Komödie". Dem habe ich nichts hinzu zu fügen, außer, für eine Komödie habe ich eigentlich nicht bezahlt.
Unser Zimmer war sehr geräumigund lag ruhig zur Gartenseite hin. Es hatte einen begehbaren Kleiderschrank und ein sehr großes Bad und war modern eingerichtet. Für mich war die Matratze zu hart. Dies habe ich an der Rezeption gemeldet und nachdem eine weiche Auflage darüber gelegt wurde, war dieses Problem behoben. Das Zimmer war sauber und wurde auch immer sauber gereinigt. Hier gab es keinerlei Anlaß zu Klagen.
Wie oben schon erwähnt, sind die Essenszeiten auf eine Stunde beschränkt. Kommt man nur 10 - 15 Minuten nach Restaurantöffnung ist das Vorspeisenbuffet praktisch abgeräumt und es wird nicht aufgefüllt. Es wurden für die Mahlzeiten frische und hochwertige Produkte verwendet, mit denen der Koch aber wenig anzufangen verstand. Die Suppen waren generell lauwarm bis kühl, die Speisen in den ersten beiden Wochen zuviel gesalzen. Teigwaren (Nudelgerichte, Ravioli usw.) waren nicht al dente gekocht, sondern hart. Längere Nudeln waren oft noch so hart, dass sie nur sehr schwer mit der Gabel aufgerollt werden konnten. Es gibt sehr viele verschiedene Pasta in Italien. Hier hat man sich wohl aber auf Fusilli spezialisiert. Fast täglich gab es Fusilli, wenn auch in unterschiedlichen Soßen. Diese Soßen waren allerdings fast durchweg sehr schmackhaft. Meine Frau leidet an einer Fischallergie. Am Galadiner gab es als Zwischengang nun gegrillten Tunfisch mit Pastiseis. Schon am Morgen hat sie den Ober gebeten, dass man ihr am Abend einen fischlosen Zwischengang bringen möge. Hat sie auch erhalten, nämlich das Pastiseis pur. Ich habe einmal gebeten, man möge mir doch bitte anstatt Polenta zu einem Wildschweinragout irgend eine ander Beilage bringen (Kartoffeln, Pasta). Erhalten habe ich Tüten-Kartoffelchips! Das Frühstück ist eine Katastrophe.Auch wenn man in südlichen Ländern nicht viel Wert auf Frühstück legt, hier übertreibt man es. Butter, Marmelade, Honig lieblos, ohne irgenwelches schmückende Beiwerk, aus Plastikbehältern. Es gibt zwar Frühstück bis um 10:00, aber es kann sein, dass um 09:30 Wurst und Käse praktisch aufgebraucht sind und nur auf Aufforderung nachgelegt wird. Angebotenes Brot und Brötchen gibt es auch in Italien besser. Der Kaffe ist eine Zumutung. An den Tisch gebracht wird eine Kanne schwarzer Brühe. Wer Cappuccino oder eine andere Kaffespezialität möchte, muß sich selbst am Automaten bedienen. Alles aus diesem schmeckt aber generell furchtbar, im Gegensatz zu dem Cappuccino, den es an der Hotelbar gibt und der gut ist. Gekochte Eier muß man sich selbst zubereiten. Dies gestaltet sich aber als schwierig, weil das Wasser des dortigen Eierkochgerätes nicht heiß genug eingestellt ist. Nach 12 Minuten "Kochzeit" war das Eiweiß immer noch glibberig. Weitere Versuche mit längeren "Kochzeiten" habe ich nicht unternommen. Sehr zu empfehlen ist der frische Obstsalat.
Das Personal war distanziert freundlich. Erfrischend war die offene verbindliche Art von Roberto und seinem Kollegen (dessen Name ich leider nicht mehr erinnere) von der Rezeption. In der Kurabteilung wurde ich nie das Gefühl los, dass man hier versucht, das Tagesprogramm möglichst schnell abzuwickeln. Gäbe es Roboter für diese Tätigkeit wäre das Verhältnis zwischen uns wohl ähnlich "herzlich" gewesen. Ein Poolservice war praktisch nicht vorhanden. Die Sonnenschirme wurden abends zwar von einem, nennen wir ihn mal "Bademeister", abgedeckt; am Morgen jedoch wurde die Hülle nicht wieder entfernt. Es handelt sich hierbei um größere Schirme, sodaß viele der Gäste diese Hülle nicht ohne Schwierigkeiten selbst entfernen konnten, auch wenn man auf die Liegen stieg - was für ältere Gäste eben auch nicht ungefährlich ist. Abends wurden besagte Liegen auf die Seite gelegt, weil nachts der Rasen bewässert wurde. Diese Liegen wurden morgends aber nicht wieder umgedreht oder gar trocken gerieben. Dies überließ man den Gästen. Die Folge war, dass nicht benützte Liegen den ganzen Tag über auf den Seiten lagen. Chef, Juniorchef und Hoteldirektor scheint dies nicht zu stören, da sie bei ihren Rundgängen diesen Zustand bemerkt haben mußten, aber nichts dagegen unternahmen.
Das Hotel befindet sich am Ortstrand von Monteortone gegenüber einem alten Kloster, aber direkt an einer Straße. In den Zimmern, die zu dieser Straße gelegen sind, dürften Straßengeräusche wahrnehmbar sein. Eine nette Bar/Cafe gibt es in 6 Gehminuten entfernt. Dort sind auch etliche Geschäfte. Zur Fußgängerzone nach Abano ist man gut 1/2 Stunde zu Fuß unterwegs. Wer also Zentrumsnähe wünscht ist hier fehl am Platz. Einen sehr guten Cappuccino und einen guten Prosecco vom Faß wird im gegenüberliegenden Klosterkaffee angeboten.
Beliebte Aktivitäten
- Sonstiges
Es besteht Badekappenpflicht, das von deutschen Gästen und dem "Bademeister" strikt kontrolliert wird und von 12:00 bis 15:00 ist Mittagsruhe einzuhalten. Dieser "Bademeister" führt auch werktäglich um 11:15 Uhr für eine halbe Stunde die Wassergymnastik durch. Zu Musik von Elvis Presley oder Dean Martin leitet (eher leidet) er gelangweilt vom Beckenrand aus die sich im Wasser befindliche Gymnastikgruppe. Man kann dieses Bild nicht beschreiben, dies muss man leibhaftig gesehen haben. Komödie pur. Über den nicht vorhandenen Poolservice habe ich schon unter "Service" berichtet. Mehrmals in der Woche spielt ein Duo Livemusik im Hotel. Der Musikstil ist zwar nicht mein Geschmack und ist auch nicht in die Bewertung mit eingegangen; technisch beherrschen die Beiden aber ihr Handwer perfekt..
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Paar |
Dauer: | 3 Wochen im September 2011 |
Reisegrund: | Sonstige |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Helmut |
Alter: | 61-65 |
Bewertungen: | 2 |