Hotel Mühlengrund

wäre wohl die treffendere Bezeichnung für dieses "Hotel". Das "Büro" sah eher aus wie die Abstellkammer eines Messies. Die Zimmerverteilung verlief dann auch dementsprechend chaotisch. Der Schmierzettel des Chefs stimmte wohl nicht mit dem der Chefin überein. Dies führte zu einem gewissen Chaos und mehreren Umbelegungen. Das war nicht weiter tragisch. Als Fußballmannschaft ist man nicht sonderlich anspruchsvollt. Ein Haar in der Dusche bringt da auch noch niemand zur Weißglut. Komplette Haarbüschel auf dem Kopfkissen und undefinierbare Flecken, wohin man nur schaut, sind dann aber doch des Guten zuviel. Das Kellerverlies, das bezogen werden musste, war für 3 Personen ausgelegt. Das Empfangskomitee bildete hier eine Großfamilie Spinne. Zusammen mit der feuchten Bettwäsche ein wirkliches Schmankerl. Auf Nachfrage wurde uns in charmanter Art und Weise mitgeteilt, dass man am Vortag erst gesaugt hätt. Wahrscheinlich ohne Licht. Ohne das Zimmer zu betreten. Und ohne Sauger. Naja seis drum. Die 3 Personen wurden dann in Eigenregie auf andere, "bessere" Zimmer verteilt. Im Anschluss an die Zimmerverteilung gab es noch etwas zu essen - keine Selbstverständlichkeit für die fortgeschrittene Uhrzeit. Vielleicht lag es an der anbrechenden Nacht, dass die vollkommen überteuerte Vesperplatte mit einer verschimmelten Tomate überzeugen konnte - ein absolutes Highlight. Auf Nachfrage verwies uns die Bedienung an ihren Chef. Dieser konnte oder wollte leider nicht folgen - ich tippe auf Ersteres. Noch nie habe ich Personal gesehen, dass Inkompetenz und Unfreundlichkeit besser unter einen Hut bekommen hat - aller erste Sahne. Zwischendurch gab es kein Bier mehr, da die Gläser ausgingen und Spülen in diesem Haus offensichtlich ein Fremdwort ist. Die erste Nacht verbrachte jeder, aus - berechtigter - Furcht vor Milben, Zecken, Säbelzahntigern oder ähnlichem Getier, in voller Bergsteigermontur verbrachte. So konnten alle fit zum Frühstück erscheinen. Falls irgendjemand zu diesem Zeitpunkt noch Appetit hatte, das "frische" Geschirr und der Orangensaft von - gefühlt - 1977 sorgten auch bei den Hartgesottenen für spontanen Hungerverlust. Doch eines muss man dem Team vom Mühlengrund lassen, sie schafften es ihr Niveau über das gesamte Wochenende konstant zu halten. DIe Zimmer waren auch am zweiten Tag so dreckig wie am ersten. Das Essen war auch am Samstag noch das vom Freitag - schätzungsweise von einem Freitag aus vergangenen Dekaden. Am Sonntag war dann Tag der Abreise. Natürlich nicht ohne einen weiteren Hingucker. Beim Weg zum Frühstück begrüßte uns eine kleine Maus - immerhin die war freundlich. Im Anschluss ans Frühstück durften wir dann die komplette Rechnung bar bezahlen, da der Chef höchstwahrscheinlich seine Kontonummer im "Büro" nicht mehr findet. Da leider niemand einen vierstelligen Betrag in bar dabei hatte, wurde uns freundlich nahe gelegt, doch zur nächsten Bank zu fahren. Gesagt, getan. Etwaige Preisnachlässe wegen mangelnder Hygiene, verschimmeltem Essen oder an Frechheit grenzender Unfreundlichkeit wollte der Cheff nicht geben. Vielleicht verstand er auch einfach nicht, was wir wollten - man wird es wohl nie erfahren. Die Brauereiwanderung durch Aufseß ist übrigens, im Gegensatz zum MühlenABgrund, zu empfehlen. Man trifft doch nette Leute, die oft eine ähnliche Meinung über das Hotel haben. Wie man so eine Anlage, die in puncto Größe und Lage wirklich Potenzial hat, so verkommen lassen kann, ist ein Rätsel. Aber seis drum: Was einen nicht umbringt, macht einen nur härter. Wenn man es so sieht, war es ein wirklich guter Test. Abgehärtet ist man nun und zugenommen hat auch niemand. Vielleicht die Maus, falls sie im Kellerverlies die Spinnen vertilgt hat.

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