Hotel Erzherzog Johann in Bad Aussee, wenn nur der Name noch Stil hat.
Das Hotel Erzherzog Johann in Bad Aussee trägt einen majestätischen Namen, der an kaiserliche Zeiten erinnert. Leider ist dieser Name auch das Einzige, was hier noch an vergangenen Glanz erinnert.
Wir waren zum ersten Mal in diesem Haus zu Gast und „abgestiegen” ist tatsächlich das passende Wort. Unser Zimmer, die Nummer 412 im vierten Stock, liegt direkt unter dem Dachspa-Bereich. Was zunächst nach Wellness-Nähe klingt, entpuppt sich abends als akustischer Albtraum. Ab etwa 20:00 Uhr erwacht ein Poolreinigungsroboter zum Leben, der offenbar bis Mitternacht seine Runden dreht und dabei regelmäßig gegen die Poolwand donnert. Das dabei entstehende Rumpeln und Vibrieren macht selbst mit Ohrstöpseln jeglichen Schlaf unmöglich. Und wenn sich dann noch der Whirlpool einschaltet, fühlt man sich wie in der Einflugschneise des Flughafens Wien, nur ohne die Aussicht auf eine baldige Landung.
Doch die wahre Überraschung wartete im Zimmer selbst. Von Sauberkeit sind wir hier Lichtjahre entfernt. Im Badezimmer findet sich zwischen Waschbeckenkasten und Duschwand ein kreatives Arrangement aus Haaren und Schmutz, während die Duschfugen teilweise von schwarzem Schimmel verziert werden. Auf der Klobrille waren noch die gelben Hinterlassenschaften der Vorgäste zu bewundern, ein Willkommensgruß der besonderen Art. Aus der Wand ragen Schrauben hervor, halb verputzte Schraubenlöcher mit Dübeln runden das Gesamtbild ab.
Das Hauptzimmer präsentiert sich mit einer Einrichtung, die vermutlich schon bessere Tage gesehen hat, vermutlich in den 2000ern. Holzleisten fehlen, wo sie einst waren, der Fußboden ist mit Kratzern übersät, die tiefer wirken als der Marianengraben. Die Wände wurden stellenweise nachgebessert und dann fleckig übermalt, als hätte jemand im Dunkeln renoviert. Spinnweben an der Decke gehören zur Standardausstattung. Besonders charmant: Durch die abgeschlossene Verbindungstür zum Nachbarzimmer konnten wir deren Gespräche und Fernsehvorlieben hautnah miterleben, ein unfreiwilliges Entertainment-Programm inklusive.
Das Abendessen wurde als 5-Gänge-Menü angepriesen, entsprach aber eher solider Wirtshauskost. Das Salatbuffet war lieblos zusammengestellt, und der Salat selbst zählt für uns ohnehin eher als Beilage denn als eigenständiger Gang. Man konnte zwischen zwei Menüs wählen oder für 8 Euro Aufpreis ein drittes bestellen, bestehend aus Wiener Schnitzel mit Pommes. Haute Cuisine sieht anders aus. Das Frühstück hingegen war in Ordnung, und der Spa-Bereich, obwohl sichtlich in die Jahre gekommen, war immerhin relativ sauber und gepflegt.
Ein besonderes Highlight war der Check-out am Abreisetag: Ab 10:45 Uhr kamen wir nicht mehr in unser Zimmer, obwohl der offizielle Check-out erst um 11:00 Uhr vorgesehen war. Die letzten 15 Minuten unseres Aufenthalts verbrachten wir somit unfreiwillig auf dem Flur ,eine kreative Interpretation von „pünktlicher Service”. Hätten wir die Möglichkeit gehabt, wären wir bereits um 23:00 Uhr am Vorabend ausgecheckt, doch die Rezeption war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr besetzt. Das Zimmermädchen und das übrige Personal waren durchaus freundlich, aber das tröstet einen nur bedingt, wenn man bereits vor der offiziellen Zeit ausgesperrt wird und die Nacht zuvor kein Auge zugetan hat.
Unser Fazit: Wir waren mit unserem Hund unterwegs und vermuten, dass wir möglicherweise deshalb in dieses Zimmer „abgeschoben” wurden. Doch selbst wenn das der Grund sein sollte, der katastrophale Zustand des Zimmers, die mangelnde Sauberkeit und die fehlende Instandhaltung lassen sich dadurch keineswegs rechtfertigen. Für 322 Euro pro Nacht in einem angeblichen 4-Sterne-Hotel ist das Gebotene schlichtweg unzumutbar. Einmal erlebt und nie wieder. Wir empfehlen dringend, sich nach Alternativen umzusehen. Die vielen positiven Bewertungen bleiben uns ein Rätsel, vielleicht waren diese Gäste in einem anderen Hotel?