Der Tannerhof ist ein wunderschön gelegenes Biohotel mit höchsten Ansprüchen. Alles ist sauber, und alle sind sehr bemüht. Allerdings hatten wir den Eindruck, dass hier kaum jemand Hotelfach gelernt hat. Die Belegschaft ist von überschäumender Herzlichkeit, doch wer den Service eines 4-Sterne-Hotels erwartet - und die Preise lassen diese Erwartung zu - wird enttäuscht. Restaurant: Die persönliche Ansprache steht im Tannerhof hoch im Kurs. Die Kellner scheinen darauf geeicht zu sein, jede sich bietenden Gelegenheit zu nutzen, um sich ausführlich mit den Gästen auszutauschen. So werden sogar einfache Bestellungen gerne einer gründlichen inhaltlichen Beleuchtung unterzogen. Auf Nachfrage, wo denn unser vor einer dreiviertel Stunde bestelltes Essen bleibe, begann die Kellnerin, uns zu erläutern, woran die Verzögerung ihrer Meinung nach liegen könnte, und wir hatten das Gefühl, dass sie sich zwecks einer noch eingehenderen Beschäftigung mit dem Thema am liebsten zu uns an den Tisch setzen würde. Sonderwünsche für`s Essen werden gerne entgegen genommen. Die Regel, nach der sie erfüllt werden, hat sich uns nicht erschlossen, dafür wurde auch hier alles ausführlich diskutiert. Wer Kinder mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Die Eltern, die wir im Tannerhof erlebt haben, waren von allen Lebensäußerungen ihrer Spösslinge durchweg begeistert und fanden, dass die anderen Gäste das auch sein sollten. Unerbittlich rieselte aus den Lautsprechern der hübschen bäuerlichen Gaststuben zu jeder Mahlzeit "Entspannungsmusik", was wir als ausgesprochen nervig empfanden. Da sitzt man mitten in der schönsten Landschaft und wird mit Mozart zwangsbeglückt. Wer sein Essen in Stille einnehmen möchte, so dachten wir, sollte besser in seinem Zimmer bleiben - allerdings gibt es im Tannerhof keinen Zimmerservice. Das Frühstücksangebot ist absolut fantastisch und mannigfaltig für diejenigen, die früh genug da sind. Wer gegen Ende der Frühstückszeit kommt, muss sich schon mal mit dem begnügen, was die early birds übrig gelassen haben. Nachschub kommt nur auf dringliche Anfrage (nach langen Diskussionen) und vieles ist einfach "aus". Zimmer: Die Zimmer, die wir gesehen haben, waren spartanisch eingerichtet und klein. Allen gemein war die großzügige Verarbeitung von Kiefernholz, welches in Anblick und Geruch die Anmutung eines Dauersaunabesuchs hatte. Die Schallisolierung war dank der dicken Türen sehr gut. Dass es kein TV gab, hatten wir vorher gewusst und empfanden es als sehr angenehm. Die Badezimmer waren alle winzig. Es gab keinerlei Bewegungsfreiheit und keine ausreichenden Ablageflächen. Die Hüttentürme bieten sensationelle Ausblicke in die Berglandschaft, doch auch in diesen hochpreisigen Luxusunterkünften herrscht drangvolle Enge. Wenn hier zwei Leute gleichzeitig ins Bett wollen, müssen sie hintereinander hergehen. Allgemein: Der für die Zimmer garantierte freie Internetzugang funktionierte nur sporadisch. Die Öffnungszeiten der Rezeption beschränken sich auf ein paar Stunden am Vor- und Nachmittag. Wer außerhalb der Sprechzeiten Wünsche an die Rezeption hatte, durfte sich in Frustrationstoleranz üben. Das Hotelgelände und die Umgebung sind wunderschön und bieten reichlich Möglichkeit für erholsame Freizeitgestaltung. Fazit: Hier wirkt ein hoch engagiertes Team, das herzliche Nähe zum Gast sucht, dabei jedoch das Gespür für ein gesundes Maß an Abstand verloren hat. Das Preis - Leistungsverhältnis erachten wir angesichts der o.g. Einschränkungen als überzogen.

Zimmer

Eher schlecht