Cathedral of Milan Galleria Vittorio Emanuele II
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Reisebericht

Mailand: Holger war vier Tage in der vibrierenden Metropole der Lombardei unterwegs

Autor Holger Küppers
Holger KüppersFreier Autor, Reiseblogger und Copywriter

Mailand ist viel mehr als Mode, Wirtschaft und Geld. Diese moderne Metropole reizt mit herausragender Architektur, glänzt mit weltberühmter Kunst, sonnt sich im Glanz ihrer renommierten Gastronomie und lässt die Herzen von FußballfreundInnen höher und schneller schlagen. Lass‘ Dich entführen in die Welt von Leonardo da Vinci, in die viertgrößte Kirche der Welt, zu den wunderschönen Kanälen und in das bunte Treiben dieser einzigartigen Stadt.

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Mailand: Meistgebuchte Städtehotels

Mailand in Italien © Sean Pavone/iStock / Getty Images Plus via Getty Images
Mailand in Italien © Sean Pavone/iStock / Getty Images Plus via Getty Images

Wer sich nach Italien begibt, stellt fest, dass alle Wege nach Rom führen. Was natürlich Unfug ist. In unserem Fall sind wir uns nach der Landung noch nicht einmal sicher, ob unser Weg uns wenigstens dorthin führt, wohin wir möchten: Mailand. An diesem Maivormittag mitten in der Woche ist der Flughafen Malpensa wie ausgestorben. Die recht große Entfernung – bis ins Zentrum sind es knapp 50 Kilometer – verstärkt die seltsame Stimmung noch, und wo fährt eigentlich der Shuttlebus ab? Ist die Haltestelle dann gefunden, dauert die Fahrt zur Piazza Duca d'Aosta am Hauptbahnhof noch einmal über eine Stunde. Hier aber empfängt uns die Stadt, wie man sie sich vorstellt: warm, sonnig und vor allem äußerst lebendig.

Straßenbahn in Mailand, Italien
Mailands Straßenbahn ©Shutterstock-2365972903_vb8om9

Eine 100 Jahre alte Straßenbahn als Prunkstück des Mailänder Nahverkehrs

Die restliche Strecke zum Hotel Ideale bewältigen wir mit der Straßenbahn. Denn der Mailänder Nahverkehr ist herausragend und wird uns in den nächsten Tagen kreuz und quer durch die lombardische Metropole befördern: zum Dom, in die Navigli, zur Scala, zur Basilica di Sant'Ambrogio und auf die Spuren von Leonardo da Vinci. Im Vergleich zu anderen italienischen Metropolen wird der ÖPNV auch von den Einheimischen verstärkt genutzt, das Netz ist relativ groß und die Taktung lässt nichts zu wünschen übrig. Während etwa Rom im Autoverkehr erstickt, fördert die Mailänder Stadtverwaltung den Nahverkehr. Hier fahren sogar noch wunderschöne alte Straßenbahnen aus den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts, die mit stets glänzend polierten dunklen Sitzbänken ausgestattet sind. Die Fahrt mit einem „Ventotto“ (italienisch für 28, gemeint ist das Baujahr 1928) ist ein Spektakel für sich.

Überhaupt scheint das Bewusstsein für Nachhaltigkeit hier ausgeprägter – auch als in vielen deutschen Großstädten. Der TreeVilla Park mit den begrünten Hochhäusern Bosco Verticale ist dafür nur ein Beispiel. Im Nordosten der inneren City stellen die 1784 angelegten Giardini pubblici Indro Montanelli auf mehr als 17 Hektar den einen grünen Lungenflügel Mailands dar, im Nordwesten ist es der mehr als doppelt so große Parco Sempione, der seit 1893 zum Flanieren und Durchatmen einlädt. Beide Grünanlagen sind von zahlreichen Gewässern durchsetzt, und beide sind fußläufig nur rund eine Viertelstunde von den Shoppingtempeln rund um die Galleria Vittorio Emanuele II entfernt.

Hotel Ideale: nett und bestens gelegen

Unser Hotel gefällt uns auf Anhieb – das Doppelzimmer ist zwar nicht
riesengroß, aber gemütlich und stilvoll eingerichtet. Auf der Rückseite über
dem Garten befindet sich ein toller Balkon, auf dem wir die nächsten Abende bei
lombardischem Wein verbringen werden – so pflastermüde, wie es sich auf einem
Städtetrip gehört. 30 Gehminuten sind es bis zum Domplatz. Mit dem Bus 61, der
schräg gegenüber vom Hotel ins Zentrum fährt, geht es zwar nur etwas schneller, doch dafür bekommen wir eine kleine Stadtrundfahrt zum Preis eines Einzeltickets.


Mailänder Dom, Italien
Mailänder Dom ©Holger Küppers

Der Mailänder Dom in der Nachmittagssonne

Am ersten Morgen nehmen wir diese Linie, steigen an der Haltestelle Duomo aus und gehen zu Fuß die letzten Meter über die Piazza Armando Diaz zum Domplatz. Plötzlich weichen die Gebäude zurück und wir stehen auf dem rechteckigen Vorplatz, linkerhand die Reiterstatue von Vittorio Emanuele II (Italiens König zur Zeit der Einigung des Landes), gegenüber das Eingangsportal zur gleichnamigen Galleria, dem berühmten Einkaufszentrum – und rechts der gigantische weiße Dom zu Mailand. 158 Meter lang, bis zu 93 Meter breit und mit einer knapp 62 Meter hohen Fassade, ist die Kathedrale des Erzbistums Mailand die viertgrößte Kirche der Welt – nach dem Petersdom, der Basilika der Jungfrau von Aparecida in Brasilien und der Kathedrale von Sevilla. Die vielen Zinnen und Türme mit Ornamenten verleihen dem 1386 begonnenen Bau seinen unverwechselbaren Charme, und auf der Spitze des Amadeo-Turms glänzt die güldene Madonnina weithin sichtbar in der Sonne.

Auch drinnen gibt es eine ganze Reihe an Sehenswürdigkeiten. Da wäre zunächst der Fußboden, der aus schwarz-rot-weißen Marmorplatten besteht. Mehrere Kunstschätze befinden sich im Dom, eine Vielzahl an Statuen, Sarkophagen, Altären und Sakristeien sowie gut erhaltene Fenster, die noch aus der Zeit der Grundsteinlegung stammen. In der Krypta unter dem Hochaltar ruhen seit 1584 die sterblichen Überreste von Carlo Borromeo, dem damaligen Kardinal und Erzbischof von Mailand, der heute als Heiliger verehrt wird. Auch nach Stunden hat man hier drin noch längst nicht alles gesehen.

Garibaldi-Statue mit dem Wachturm des Castello Sforzesco, Mailand, Italien.
Garibaldi-Statue mit dem Wachturm des Castello Sforzesco. Nicht zu übersehen sind die Oberleitungen der Straßenbahn. ©Holger Küppers

Eines der berühmtesten Opernhäuser der Welt

Auf der Piazza empfängt uns gleißendes Sonnenlicht. Tausende Menschen flanieren durch die City, vor allem die Modeboutiquen rund um den Domplatz scheinen das Ziel zu sein. Besonders begehrt scheinen offenbar die Läden in der Galleria auf der Nordseite des Platzes zu sein, hier sind die berühmtesten italienischen Modelabels vertreten: von Armani über Gucci und Prada bis hin zu Versace. Weil das aber wohl nicht genügt, haben sich auch noch einige internationale Damen- und Herrenausstatter hier niedergelassen, Chanel etwa, Saint Laurent oder Louis Vuitton. Die Preise sind so beeindruckend wie die Architektur der Galleria. Nur der Caffè und das Gelato in der Eisdiele unter der Kuppel der Passage sind halbwegs akzeptabel.

Und weil wir schon in der Innenstadt sind, gehen wir ein paar Meter nach Norden zur Piazza della Scala. Die gigantische Statue von Leonardo da Vinci, den sie in Italien nur Leonardo nennen, wacht über den quadratischen Platz, der jetzt am Nachmittag noch verwaist ist. Erst am Abend wird es hier voll, wenn die Menschen fein gekleidet aus den umliegenden Restaurants in das unscheinbare Gebäude im Nordwesten der Piazza strömen. Das berühmte Teatro alla Scala haben wir uns von außen doch etwas erhabener vorgestellt. Dafür ist der Innenraum überwältigend! Etwa 2.000 Menschen finden Platz in dem prunkvollen, goldverzierten Saal, dessen Akustik seinesgleichen sucht.

Dementsprechend lang ist die Liste der Uraufführungen seit der Eröffnung 1778: Nabucco und Falstaff (beide Verdi) oder Turandot und Madame Butterfly (beide Puccini) sind nur einige der illustren Premieren, die in zweieinhalb Jahrhunderten in der Scala gegeben wurden. Im sehenswerten, zum Opernhaus gehörenden Museum ist das alles und vieles mehr hübsch aufbereitet und dokumentiert.

San Siro Stadion, Mailand, Italien
San Siro Stadion, Mailand, Italien © Shutterstock - ZRyzner

Eine zweigeteilte Stadt – dank des Calcio

Am nächsten Vormittag sind wir schon wieder in der Nähe des Domplatzes, um über die Fußgängerzone der Via Dante nach Nordwesten zum Parco Sempione zu spazieren. Erst heute fällt uns auf, dass viele Stadtbalkone beflaggt sind mit schwarz-blauen oder rot-schwarzen Bannern und Fahnen. In Mailand kannst Du es Dir leisten, zu seinem Fußballclub zu stehen. Gewalt ist hier kein strukturelles Problem wie etwa in Rom. Die Zeitungen sind zwar jeden Tag voll mit Meldungen rund um Inter (die „Nerazzurri“ in schwarz-blau) und die AC Milan (die „Rossoneri“ mit rot-schwarzem Outfit) und es wird heiß und leidenschaftlich diskutiert zwischen den Tifosi beider Lager. Doch es bleibt fast immer friedlich.

Das hat mehrere Gründe, wie uns der Barkeeper eines Cafés an der Via Dante erklärt. Es ist etwas verregnet an diesem Vormittag, also muss der Park noch warten, und weil außer uns gerade niemand auf einen Espresso hereinschaut, nimmt sich der Barista die Zeit für einen kleinen Plausch über die Besonderheiten des hiesigen Calcio. Es gibt in Mailand keine bestimmten Viertel, die von einem der Clubs dominiert werden, auch in politischer oder kultureller Hinsicht gibt es keine klare Prägung. Die AC Milan ist älter und galt früher eher als linker Arbeiterclub, während sich Inter nach der Abspaltung von Milan 1908 kosmopolitisch gab. Bei den Tifosi von heute ist das nur noch ein kulturelles Erbe.

In Sachen Fußball ist die Stadt also zweigeteilt – und die Rivalität ist enorm. Das liegt nicht nur an der damaligen Abspaltung Inters, sondern nicht zuletzt daran, dass sich beide mit dem Giuseppe Meazza dasselbe Stadion teilen, das allerdings nur von den Inter-Fans so genannt wird. Milanisti bevorzugen San Siro, da Meazza ein ehemaliger Spieler des Stadtrivalen war, wie unser Gastgeber erläutert. Allgegenwärtig sei der Fußball in der Stadt, dauerpräsent. Besonders rund um das „Derby della Madonnina“, das nach der goldenen Madonnenstatue auf dem Dom benannt ist, geht es hoch her und die Lokalpresse kenne da kaum ein anderes Thema.

Parco Sempione, Mailand, Italien
Parco Sempione, Mailand, Italien ©Holger Küppers

Der Parco Sempione

Irgendwann hört der Regen auf, noch jedoch bleibt es bewölkt. Trotzdem gehen wir die letzten Meter zum Parco Sempione, der vom mächtigen Castello Sforzesco mit seinen hohen Mauern und mächtigen Türmen bewacht wird. Das riesige Schloss beherbergt heute eine stattliche Anzahl schöner Museen, aber der noch vorhandene Duft des gerade abgezogenen Regens lockt uns in die weitläufige Grünanlage. Diese durchqueren wir der Länge nach bis zum Triumphbogen am gegenüberliegenden Ausgang, vorbei an der hübschen Sirenenbrücke, dem Teich, mehreren kleinen Brunnen sowie der Napoleonstatue unter einer uralten Ulme.

Die Luft im Park ist so herrlich reingewaschen, dass wir beschließen, das Schloss Schloss und die Museen Museen sein zu lassen. Ein kleiner Snack am Kiosk neben dem Triennale-Museum, ein Eis an der Oasi dek Parco und ein Sitzplatz im kleinen Amphitheater genügen, um einen herrlichen Nachmittag zu verbringen und Kraft zu tanken. Schließlich stehen uns am nächsten Tag gleich zwei Highlights bevor.

Technik und Kanäle

Dabei ist unser Besuch im Museo nazionale della scienza e della tecnologia Leonardo da Vinci gar nicht geplant. Auf dem Weg zur Kirche Sant’Ambrogio werden wir vom Platzregen überrascht, und bevor wir klatschnass werden, retten wir uns in den Eingangsbereich des Museums, das in einem früheren Kloster mit einem fantastischen Kreuzgang untergebracht ist. Der Name Leonardo macht uns neugierig, und so beschließen wir, die nächsten Stunden hier zu verbringen, wo es jede Menge interessanter Dinge zu entdecken gibt. Eine der sieben Abteilungen widmet sich allein den Werken und Erfindungen von Leonardo, die so zahlreich sind, dass wir es gar nicht glauben können. Zahnradgetriebe, Automobile, gepanzerte Fahrzeuge, eine Flugspirale, diverse Impulse für Wassertechnologie sind nur die Spitze des Eisbergs. Viele der technischen Innovationen dieses zurecht so bezeichneten Universalgenies waren bahnbrechend für spätere Entdeckungen. Und ein großartiger Künstler war er natürlich auch.

Der Kreuzgang im Hof des da-Vinci-Museums, Mailand, Italien
Der Kreuzgang im Hof des da-Vinci-Museums, Mailand, Italien ©Holger Küppers

Erst die warme Spätnachmittagssonne lockt uns wieder nach draußen, schließlich wartet noch eine Besonderheit auf uns: ein ganzes Viertel mit Kanälen mitten in der Stadt. Es sind zwar nicht so viele wie in Venedig, aber Mailand liegt ja auch nicht am Meer. Schon in der Antike gab es diese Navigli genannten Wasserstraßen, die für das damalige Mediolanum Macht und Reichtum bedeuteten. Bis zur ersten Jahrtausendwende lag das Kanalsystem dann brach, um kurz darauf wieder reaktiviert zu werden. Heute ist der Naviglio Grande eine tolle Ausgehmeile mit netten Bars und Restaurants mitten in einem Wohngebiet. Nach Einbruch der Dunkelheit lässt es sich hier gut essen und trinken.

Ohne Abendmahl ins Bett

Sant‘Ambrogio ist eine hübsche Kirche in der Innenstadt, deren Campanile wir schon am Vortag beim Technikmuseum erspäht haben und die wir heute besichtigen wollen. Errichtet ab 378 vom Mailänder Bischof Ambrosius und später mehrfach umgebaut, ist das Gotteshaus von außen schmuck und innen mindestens spannend. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Heilige Ambrosius hier seit Urzeiten bestattet ist – wohlgemerkt nicht begraben. In der Krypta hinter einer Glasscheibe (deretwegen uns auch kein annehmbares Foto gelingen möchte) liegt er aufgebahrt neben den Märtyrern und Heiligen Protasius und Gervasius, eingeschlagen in ein weißes Gewand. Der Schädel seines Skeletts ist gut sichtbar unter der Mitra. Ein unheimlicher, aber doch faszinierender Anblick

Ob wir noch einmal nach Mailand reisen? Auf jeden Fall! Es ist eine Stadt voller Leben und Herzlichkeit, dabei entspannt wie vermutlich kaum eine andere Großstadt in Europa. Und es gibt zudem einen konkreten Grund für eine Wiederkehr.

Denn naiv, wie wir sind, besitzen wir den festen Glauben daran, am letzten Abend – nach dem Besuch von Sant‘Ambrogio – einfach so das nach der Mona Lisa wohl zweitberühmteste Werk von Leonardo bestaunen zu dürfen: Das letzte Abendmahl, weltbekannt nicht nur für seine schiere Größe von mehr als 36 Quadratmetern. Es zeigt Jesus am Vorabend der Kreuzigung nach jenem Moment, an dem er seinen Jüngern sagt, dass einer von ihnen ihn verraten werde.

Das Wandgemälde ist eigentlich viel höher einzuschätzen als die vergleichsweise winzige Mona Lisa im Pariser Louvre. Kunsthistoriker sehen das Abendmahl durchaus als Höhepunkt des malerischen Werks von Leonardo. Es befindet sich in den Gemäuern des Klosters Santa Maria delle Grazie südwestlich vom Parco Sempione und wir sind schon sehr gespannt. Doch heute geht es für uns ohne Abendmahl ins Bett: Wer das Gemälde bestaunen will, muss einen festen Termin vorbuchen, und zwar mindestens eine Woche vorher. Ein Grund für uns zur Wiederkehr – und so klingt der letzte Abend in Mailand auf unserer Hotelterrasse bei einem guten Glas Wein auch ohne Leonardos Hochkultur versöhnlich aus.

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Autor Holger Küppers
Geschrieben von:Holger KüppersIn Süddeutschland aufgewachsen, lebe ich seit einem Vierteljahrhundert in Berlin. Von dort zieht es mich immer wieder in die weite Welt, mal für einen Urlaub, mal für längere Zeit. Urlaub am Strand? Ein Städtetrip nach New York? Aktive Erholung in den Bergen im Sommer wie im Winter? Hauptsache unterwegs!