Luftaufnahme der dalmatischen Inseln, Kroatien.
© Getty Images / xbrchx

Reisebericht

Inselhopping in Dalmatien

Eines Tages sagte ich zu meinem Lebensgefährten: Okay, Herbsturlaub steht vor der Tür, lass uns nach Kroatien fahren und die dalmatinischen Inseln entdecken! Inselhopping Dalmatien – das wäre genau das Richtige, um dem regnerischen Köln zu entkommen. Und ich dachte dabei an die wunderschönen Landschaften, die ich erwandern könnte, an die vielen kunsthistorisch spannenden Inselorte, die versteckten Buchten und ganz sicher auch an die Inselweine, ganz zu schweigen von der vielfältigen Kulinarik Dalmatiens.

Aber wohin nun? Jede der dalmatischen Inseln hat ihre ganz speziellen Besonderheiten und Schönheiten. Mir ist aber das Motto "Weniger ist mehr" – weniger Inseln, dafür aber intensiver – sehr recht. Es sollte ein zehntägiger Schnupperurlaub werden, damit wir erst einmal erkunden, ob Inselhopping Dalmatien sich auch nächstes Jahr lohnt.

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Blick auf Split, Kroatien.
Split bietet nicht nur eine malerische Altstadt direkt am Meer, sondern ist dank eines internationalen Flughafens auch sehr gut erreichbar und somit ein idealer Ausgangspunkt für eine Rundreise. © Getty Images / Ratnakorn Piyasirisorost

Die Entscheidung fällt: Split und dann weiter

Welche Inseln können wir am besten erreichen? Diese pragmatische Frage führte dazu, dass wir uns zunächst für einen Flug nach Split entscheiden, denn die schöne Stadt mit ihrem internationalen Flughafen hat auch die größte Fährflotte, die uns fast überall hinbringen kann. Und sie soll uns zunächst nach Vis und vier Tage später dann nach Hvar bringen.

In Hvar Stadt können wir dann später überlegen, ob wir noch einen Abstecher auf die Inseln Korčula oder Lastovo machen können. Wir mögen es halt spontan.

Wir nehmen den Flieger vom Köln/Bonn Airport und landen knappe zwei Stunden später auf dem Flughafen von Split. Wir verzichten auf ein Mietauto, da wir flexibler bleiben und es auch günstiger halten wollen, stattdessen nehmen wir den günstigen Flughafenbus, der uns in 30 Minuten direkt vom Terminal in die Altstadt von Split bringt. Im überschaubaren Hafen gleich an der Altstadt besteigen wir den Katamaran des Fährunternehmens Jadrolinija, der uns direkt nach Vis bringen wird. Übrigens, die Fahrkarten solltest Du am besten ein paar Tage im Voraus online bei dem Unternehmen buchen.

Beginnen wollen wir also mit der Insel Vis, der am weitesten vom Festland entfernten bewohnten Insel Kroatiens. Die Insel Hvar ist dann die zweite des Inselhoppings, wo wir einen vier- bis fünftägigen Aufenthalt planen, bevor es dann endgültig nach Split und in den heimatlichen Flieger gehen soll. Für Split, deren Altstadt aus einem riesigen antiken Palast besteht, plane ich einen ganzen Tag Sightseeing auf dem Rückweg ein.

Top Angebote in Split

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Katamaran vor der Bucht der Insel Vis.
Mit dem Katamaran in etwas mehr als einer Stunde vom Festland auf die Insel Vis zu fahren, ist ein unvergessliches Erlebnis. © Getty Images / xbrchx

Vis: Die streng geheime Schöne

Circa 60 Kilometer Wasser trennen die Insel Vis vom dalmatischen Festland, was unser Katamaran, die eine reine Personenfähre ist, in einer Stunde und zwanzig Minuten bewältigt. Im Vorfeld las ich häufig, dass Vis eine Art Geheimtipp ist, da sie für Nichtkroaten lange Zeit eine "verbotene Militärinsel" war. Kann Vis denn immer noch so authentisch sein, wie Reiseführer es gerne wiederholen?

Vis Stadt langsam entdecken

Als die Fähre in die tief eingeschnittene, fjordartige Bucht von Vis Stadt einbiegt, weiß ich, ja, die Reiseführer haben Recht. Mir eröffnet sich ein Blick auf eine wunderschöne hügelige Landschaft und ein ihr zu Füssen liegendes Städtchen, wo sich entlang einer Kaipromenade alte Steinhäuser aneinanderreihen und schlanke Kirchentürme aus dem Steinmeer herausragen.

Voller freudiger Erwartung landen wir im Vis Ferry Harbour - Mamma Mia an, was nur ein großer Steg am Rande der Altstadt ist. "Mamma Mia"? Gab's da nicht den Kinofilm mit Amanda Seyfried, Meryl Streep und Pierce Brosnan … Ja, genau. Mamma Mia II spielt zum Teil in der Altstadt von Vis und Umgebung, obwohl die Filmhandlung eigentlich in Griechenland angesiedelt ist.

Ein Spaziergang durch die engen Gässchen des Ortes, vorbei an den vielen wunderschönen ehemaligen Sommerresidenzen betuchter Bürger aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, alten Kirchen und kleinen Plätzen, Trepp' auf und Trepp' ab, vermitteln uns sehr gut die besondere Atmosphäre dieser kleinen Adriaperle und machen schnell deutlich, warum das romantische Musical hier und nicht in Griechenland gedreht wurde.

Überhaupt hat der Film überall in der Altstadt seine "Spuren" hinterlassen. Beispielsweise kaufte ich etwas Obst auf dem kleinen Markt Trg Karolina, der nun den Beinamen Mamma Mia Greek Market trägt. Unweit des Fähranlegers sichtete ich die Pizzeria Mama Mia 2, die überraschend gut besucht war. Mehr aus Spaß als aus Überzeugung beschlossen wir noch vor der ausgiebigen Besichtigung der Stadt, dort einzukehren. Und was soll ich sagen? Es wurde einer der Höhepunkte meiner bisherigen Pizzabesuche. Wer fluffigen Teig mit knusprigem Rand und ganz frischen Topings liebt, wird die Pizzeria nicht enttäuscht verlassen. Die Pizzeria war ursprünglich eine Bäckerei und Brote, Brötchen, Baguettes sind hier immer noch erhältlich.

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Boot in der Bucht von Rogačić, Kroatien.
Besonders gut lassen sich alle versteckten Winkel der Insel Vis, wie der U-Boot Bunker in der Bucht von Rogačić mit dem Roller erkunden, den Du leicht mieten kannst. © Huber Images / Carlo Irek

Entdeckungsreise durch das geheime Inselinnere

Wir nehmen uns erst einmal den geheimen U-Boot-Bunker in der Bucht von Rogačić nördlich von Vis Stadt vor. Dafür mieten wir uns einen Scooter bei der Vis-Rent Reisevermittlungsagentur, bei der gleicherweise Autos und interessante Thementouren buchbar sind.

In der Bucht von Rogačić gähnt uns schon von weitem wie ein riesiges zahnloses Maul ein schwarzes Loch entgegen, das man in einen Hügel am Meer gesprengt hat. Hier hätten sich nicht nur U-Boote, sondern auch große Schiffe verstecken können. In einer Zeit allerdings, als es noch keine Satelliten und Drohnen gab. Ein schmaler seitlicher Steg führt in den schummrigen Tunnel hinein und uns umfängt sogleich eine seltsame Atmosphäre. Ich muss gestehen, ich habe mich ein wenig gegruselt. Dunkel, irgendwie modrig ist es hier, an den Wänden prangen Graffitis und die kleinen Schatten, die ich zu sehen glaubte, waren vielleicht Wasserratten. Einen pittoresken Kontrast dazu geben hingegen schöne Segeljachten ab, die vor dem U-Boot-Bunker ankern. Besonders wagemutige machen sogar innen im Tunnel fest.

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Die Titos-Höhle au der Insel Vis, Kroatien.
Die Tito-Wanderung zur gleichnamigen Höhle ist ein Highlight für alle WanderInnen und bietet einen tollen Einblick in die Geschichte. © Getty Images / xbrchx

Ein Besuch bei Titos Partisanen

Ich war sehr gespannt auf die geschichtsträchtige sogenannte Tito-Höhle, in der das Quartier der Befreiungsbewegung um ihren charismatischen Führer Tito im Zweiten Weltkrieg untergebracht war, und das auf einer Wanderung zu besichtigen ist. Von hier aus soll Tito die Unabhängigkeit Jugoslawiens und den Widerstand gegen die Besatzung geleitet haben. Ich stelle mir daher etwas Beeindruckendes darunter vor.

Unsere Tito-Wanderung beginnt direkt im Zentrum von Komiža, einem wunderschönen, beschaulichen Städtchen auf der Westseite der Insel, das wir von Vis Stadt mit dem Bus erreichen. Für die Wanderung nutzten wir eine Wander-App, aber im Touristenbüro lagen auch gute Wanderkarten aus, was ich auf eine charmante Weise altmodisch fand.

Schon nach kurzer Strecke war ich von der Schönheit des gut markierten Wanderweges begeistert, der sich an den Hängen der Berge Orlovica (567 Meter) und Hum (585 Meter) entlang schlängelt. Immer wieder genossen wir die schönen Ausblicke, die duftenden Wildkräuter und Kiefern. Dann überraschte uns am Sattel zwischen den beiden Hügelspitzen die schlichte Heiliggeist-Kapelle Sveti Duh, deren Devotionalien und Gästebucheinträge uns schöne Eindrücke in das Innenleben so mancher BersucherInnen bescherten. Ein herrlicher Ort, um sich etwas auszuruhen und den traumhaften Blick von hier oben zu genießen. Wenige Gehminuten weiter erreichten wir die mit Absicht teils eingemauerten Tito-Höhlen, die uns durch ihre geringen Ausmaße überraschten. Hier soll also das Hauptquartier gewesen sein? Ich kann das gar nicht glauben.

Eine einfache Tafel klärt darüber auf, dass Marschall Josip Broz Tito von hier aus in der Zeit von Juni bis Oktober 1944 den Oberbefehl über den Generalstab der Volksbefreiungsarmee, wie sich die Partisanen nannten, führte.

Auch wenn meine, zugegeben hohe Erwartungshaltung an Titos Quartiert enttäuscht wurde, so ist die Wanderung unbedingt empfehlenswert. Fast schon spektakulär ist die Aussicht, die sich dem Wanderer über das zentrale Flachland, die Weinberge und weiter zu den anderen Inseln, Lastovo und Hvar bietet. Kein Wunder, dass die Befreiungskämpfer immer einen guten Überblick behielten. Unser Rückweg führte uns auf die andere Seite des Orlovica-Hügels, vorbei an zwei weiteren pittoresken Kapellen. Und dann hatte uns die Zivilisation schon wieder zurück.

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Weinberge auf der Insel Vis, Kroatien.
In den Weinbergen von Plisko Polje hatten wir die Gelegenheit, zwischen den Weinreben zu essen und die magische Atmosphäre auf uns wirken zu lassen. © Getty Images / xbrchx

Zu den Weingärten auf Landebahnen und ältesten Rebsorten der Welt

Ein kleiner Ausflug mit dem Mietauto auf das ehemalige Militärfluggelände, das sich auf einem natürlichen Flach im Inselinneren bei Plisko Polje befindet, bringt uns zu den mittlerweile schwach sichtbaren Resten der Lande- und Startbahnen, die sich nun unter Gras und schönen Weinfeldern tarnen. Alte Fotografien, die es auf der Insel hier und da zu sehen gibt, zeigen eindrücklich, wie es hier zwischen den Kriegen und in den Jahren danach aussah. Heute ist dieser Ort zu einem meiner Lieblingsorte auf Vis geworden.

Die Gegend hat eine ganz besondere Stimmung, wozu ganz sicher das Roki's Winery & Restaurant beiträgt, das sich direkt am Flugfeld befindet und in alten Gebäuden untergebracht ist. Man könnte meinen, die Atmosphäre des geschmackvoll gestalteten Restaurants atmet geradezu die Geschichte der Gegend aus.

Mein Lieblingsgericht in Dalmatien ist die Peka, eine spezielle Art der Speisenzubereitung in der Glut des Ofens, die entfernt an marokkanische Tajine erinnert, die hier exzellent war. Auch der traditionelle dalmatische Oktopussalat soll hier sehr lecker sein, doch wir probieren erst einmal die hier angebotenen Inselweine, denn nebenan wachsen die autochthonen Gewächse Plavac Mali, Kurteloška und Vugava. Die letztgenannte gilt als eine der ältesten Rebsorten der Welt und hat wahrscheinlich über 2.000 Jahre auf dem genetischen Buckel.

Mit dem Wein trinkst Du quasi die Geschichte der Insel, sinniere ich bei einer Flasche kräftigen Roten, den wir uns zu den leckeren lokalen Speisen teilen.

Durch meine Begeisterung angestachelt, entschließen wir uns spontan durch die Weinberge zum benachbarten Weingut Monissa Kušaona zu gehen. Mitten in den eigenen Weinrebreihen kredenzt uns eine engagierte Bedienung eine Degustation von wunderbaren Qualitätsweinen und plaudert dazu fachkundig über die hiesige Weinherstellung. Mein Blick schweift über die grünen Weinberge weit in die Ferne zum Meer hinüber. In dieser stillen, aber reichen Kulturlandschaft ist alles einfach nur perfekt.

Ein Geheimtipp: Die Bucht von Senko

Mir fiel die Entscheidung für die Mala Travna nicht schwer, aber allen anderen Besuchern von Vis wird die Insel mit ihren hunderten versteckten Badebuchten, den echten Sandstränden Zaglav und Stoncica, die Buchtentscheidung richtig schwermachen.

Die Mala Travna sticht nicht durch ihre besondere Pracht hervor, wie es die benachbarte Stiniva Bay tut, die als "die schönste Bucht der Adria" berühmt ist. Dafür hat die Mala Travna etwas anderes, was ich sehr schätze.

Sie liegt in einem winzigen Fischerweiler umgeben von einer Handvoll Häuser. Ein paar kleine Fischerbötchen schaukeln in der sanften Dünung. Der winzige Strand besteht aus rundgeschliffenen Kieselsteinen, die in der Sonne weiß leuchten, während das Meer azurblau strahlt. Eine unglaublich authentische Stimmung breitet sich hier aus. Würden nicht von Zeit zu Zeit moderne Segelyachten am Anker liegen, so glaubte ich, ganz aus der Zeit gefallen zu sein.

In diesem 'Nichts' entdeckte ich vor mehr als zehn Jahren die Konoba Senko, die heute wie damals noch so wirkt, als ob man sie direkt auf nacktem Felsen abgestellt hätte. Damals gab es nur Sitze draußen und ein Plumpsklo mit einem Eimer Wasser daneben, ohne Spülung. Dafür gab es aber Senko und seine einfachen Tagesspeisen, die mir nach noch so vielen Jahren immer noch im Gedächtnis sind. Auf den Teller kam das, was Senko selbst anbaute und gerade saisonal da war, und es gab das, was Senko aus dem Meer herausholte. Daraus bereitete er beispielsweise eine klare Muschelsuppe zu. Diese Speisen waren so unglaublich echt, dass für mich diese Bucht die schönste ist. Das Einzige, was sich bei Senko verändert hat, ist, dass Du einen der raren Tische vorreservieren kannst. Ansonsten ist hier die Zeit stehengeblieben – und das ist gut so.

Dalmatien mit dem Mietwagen erleben

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Der Hafen von Hvar, Kroatien.
Sie soll eine der schönsten Inseln der Welt sein. Hvar, unsere zweite Inselstation. © Getty Images / Kelly Cheng Travel Photography

Hvar: Die Königin unter den insularen Schönheiten

Nach vier Tagen Vis besteigen wir im Ferry Harbour Mamma Mia den gleichen Katamaran, der uns auf die Insel brachte, und sagen "Leinen los!" für das nächste Ziel, die Insel Hvar. Mir fällt es schwer, sich von dem stillen Vis zu verabschieden. Aber ich tröste mich damit, dass auch Hvar etwas ganz Besonderes ist. Sie rühmt sich nämlich, eine der schönsten Inseln der Welt zu sein. Ob das nicht werbewirksam zu hochgestapelt ist? Wir wollen es jetzt aber wissen.

Top Angebote auf Hvar

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Die Promenade der Stadt Stari Grad, Hvar, Koratien.
Die Stadt Stari Grad begeisterte uns nicht nur durch ihre Schönheit, sondern auch durch ihre Geschichte und ihre reiche Kultur. © Getty Images / xbrchx

Stari Grad: Der Schönheitstest beginnt

Über eine tief eingeschnittene, fjordartige Bucht erreichen wir Stari Grad, eine kleine Stadt, die sich uns idyllisch vor einer flach auslaufenden Landschaft präsentiert. Eine langgezogene Promenade umspannt die gesamte Bucht und ist ein wunderbarer Anfang, um die Stadt im Flanierschritt kennenzulernen.

Stari Grad bedeutet "Alte Stadt" und ich lese, dass sie zu den ältesten Städten Kroatiens zählt und bereits 384 v. Chr. als griechische Kolonie von dem sizilianischen Syrakus aus gegründet wurde. Schöne kleine Plätze – einer der schönsten ist Škor! – tun sich überall auf und wir können alle Sehenswürdigkeiten in der autofreien Altstadt so richtig in Ruhe genießen.

Eine Menge weißer Segelboote sind nach der sogenannten römisch-katholischen Art, mit dem Heck an die Pier, entlang der Promenade vertäut, während sich Renaissance, Barockes, Venezianisches und Kroatisches zu einem wunderschönen Ensemble innerstädtischer Architektur im Hintergrund vermischen. Mich als Kunsthistorikerin interessieren hier die zahlreichen kleinen Kunstgalerien aber auch der mit ethnografischen und archäologischen Exponaten gut bestückte Palast Biankini. Mir hat besonders gut die zu einer Art innerstädtischen Festung ausgebaute Palais Tvrdalj des Dichters Petar Hektorović aus dem 15. Jahrhundert und der hübsche Fischteich im Garten gefallen, aber das eigentliche Highlight verbirgt sich hinter den Mauern der Hl. Peter Kirche des Dominikanerklosters, das das Gemälde Beweinung Christi des berühmten venezianischen Renaissance-Malers Jacopo Tintoretto beherbergt.

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Die historische Landschaft bei Stari Grad, Kroatien.
Wer das Feld von Stari Grad, Starogradsko polje, durchwandert, wandert durch ein Weltkulturerbe. © Getty Images /imagoDens

Ins Feld gehen und ein UNESCO-Weltkulturerbe-Wunder erleben

Fahrräder ausleihen oder wandern? Wir haben uns für beides entschieden. Die Idee ist, zunächst das Feld von Stari Grad, Starogradsko polje, zu erwandern und dann weiter bis auf die Ostseite der Insel nach Vrboska zu radeln.

Nun, warum solltest Du Dir ein Feld genauer anschauen, statt daran vorbeizuradeln? Ganz einfach, Du würdest ansonsten ein UNESCO-Weltkulturerbe verpassen. Bei dem Ager, auch Hora genannt, handelt es sich um ein großes parzelliertes Feld, das in dieser Form mehr als 2.500 Jahre besteht und bis heute in der gleichen Weise bestellt wird. Die einzelnen kleinen Felder, die sogenannten Horae, sind durch Trockenmauern voneinander getrennt, gleichzeitig fallen uns die kleinen überkuppelten Rundhäuser, die Trimas, aus virtuos aufeinandergestapelten Steinen ohne Bindemittel auf.

Auf dem im Ganzen sechs Kilometer langen Areal befinden sich noch andere Bauten aus verschiedenen Jahrhunderten, die als Speicher, Wohnstätten und Mühlen gedient haben. Einige sind richtige Ville Rurale, Landvillen römischen Ursprunges. Angebaut werden hier seit Jahrtausenden Wein, Feigen, Zitrusfrüchte und Oliven. All die uralten Steinmauern, die Trimas-Häuschen, der überwältigende Duft von Salbei und wildem Fenchel, der uns in die Nase steigt, die reifen Feigen, die vor die Füße fallen … All diese Sinneseindrücke und das Bewusstsein, wir durchwandern eine Landschaft, die von Jahrtausenden genauso ausschaute, erzeugt bei uns eine fast schon mystische Stimmung.

Kreuz und quer geht’s durch das Agerfeld bis wir buchstäblich über eine Ruine eines schönen alten Bauernhauses stolpern. Ich entdecke eine versteckte antike Ölmühle, eigentlich nur den unteren, in nackten Felsen eigehauenen Teil. Wunderschön, denke ich mir und mache sogleich ein Foto.

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Der Kanal und Häuser von Vrboska, Kroatien.
Einfach schön: Die Häuser und der Kanal von Vrboska sind aus jedem Blickwinkel ein traumhaftes Fotomotiv. © Getty Images / Janoka82

Vrboska: Kroatiens Klein-Venedig

Manchmal passiert es einem einfach: Du kommst irgendwohin, ohne viel Erwartungen, und wirst von einem Ort erobert.

Vrboska, das wir mit Mietfahrrädern von Stari Grad aus erreichen, ist einfach idyllisch. Das Pittoreske des Örtchens liegt im Gesamtensemble aus verwinkelten alten Gassen und alten gut gepflegten Steinhäusern, die sich beidseitig an der einen Kilometer langen Bucht aneinanderreihen. Kleine Brücken sind über einen schmalen Meerarm geschlagen und verbinden die Ortsteile Pjaca und Podva miteinander. Spätestens jetzt wird uns der Beiname Klein-Venedig, mala Venecija, klar. Als ob das nicht schon malerisch genug wäre, liegt ein winziges mit einer einzelnen buschigen Palme bekröntes Eiland mitten in der innerstädtischen Bucht, was dem Ort ein wunderschönes postkartenähnliches Motiv beschert. Es heißt, es sei das am häufigsten fotografierte Motiv auf Hvar.

Meinem kunsthistorischen Blick entgeht nicht eine in der hellen Sonne fast schon weiß leuchtende Kirche, die wie eine fensterlose Trutzburg mit einem wehrhaften Anhängsel aussieht. Das ist die Wehrkirche der Heiligen Maria von Gnade, die 1575 erbaut wurde, um der Bevölkerung als Schutz vor den Raubangriffen der Türken zu dienen. Im Inneren entdecke ich einige sakrale Objekte aus der Renaissancezeit.

Während wir am Abend es den Einheimischen gleichtun und die Promenade entlangschlendern, fällt mir der Name Restaurant Lem auf. Lem wie der berühmte polnische Sci-Fi-Autor? Wir gehen aus reiner Neugierde rein, was sich als ein Wink des Schicksals erweist, denn das Restaurant ist hervorragend. Ein herzlicher Kellner weist uns einen Tisch zu und die gereichten Gerichte sind zwar sehr klassisch und einfach, dabei aber unglaublich schmackhaft, was den absolut frischen Zutaten und der gekonnten Zubereitung zu verdanken ist.

Später lernen wir die Chefin des Lokals kennen. Der Grund hierfür: Ich möchte unbedingt ein kleines handgearbeitetes Körbchen aus Weideruten dem Restaurant abkaufen. Ich weiß, es ist eine Rarität, denn so arbeitet heute keiner mehr. Die Chefin erzählt uns dann, dass es sich dabei um ein Osterkörbchen handelt und dass in Vrboska ein ganz besonderes Osterfest mit einer jahrhundertealten Osterprozession begangen wird, die mittlerweile als Immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet ist. Während wir der Chefin lauschen, haben wir schon für uns beschlossen, nächste Osterferien verbringen wir hier.

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Eine Auswahl mediterraner Köstlichkeiten.
Hvar ist nicht nur landschaftlich ein Traum, auch das Essen ist ein kulinarischer Traum. © Getty Images / susan.k.

Land mal etwas anders entdecken: Genusstester unterwegs auf Hvar

Wir sind so etwas wie ausgeprägte Wein- und Spezialitätenjunkies, die auf jeder Insel nach besonderen Genussecken suchen und auf diese Weise das Landesinnere entdecken. Beim Wein sind besonders spannend die sogenannten autochthonen Rebsorten, die nur auf den jeweiligen Inseln oder in der jeweiligen Region wachsen. Auf Hvar werden Plavac Mali, Maraština, Pošip, Kuč und Bogdanuša angebaut. Die letztgenannte ist die einzige wirklich autochthone Sorte von Hvar und wir machen uns auf dem Weg im Mietauto zu dem Weingut Vinarija Braća Plančić, das zwar kein Geheimtipp ist, aber sich bestens für einen Überblick über Hvars Qualitätsweine eignet. Und da ist noch etwas: Ich möchte einen Wein trinken, dessen Weintrauben auf dem 3.000-jahrigen Agerfeld wachsen. Auf dem Plančić Weingut probiere ich den Ager Reserva Weißwein und werde nicht enttäuscht. Überhaupt brachte uns die Verkostung – fast alles kostenlos – eine reiche Ausbeute an hervorragenden Inselweinen ein.

Doch das eigentliche Wow-Erlebnis beschert uns wie so häufig der Zufall, als wir auf unserer Entdeckungsfahrt durch den Weiler Dol fahren. Dort kehren wir in die supernette Konoba Kokot ein, die auf einfachen aber stimmungsvollen Miniterrassen ehrliche, sehr frische und gut zubereitete dalmatische Klassiker von Peka über Eintöpfe und Buletten mit schmackhaften Salaten und selbstgemachten Desserts anbietet. Und wenn Du ein noch authentisches Dorf sehen möchtest, dann bist Du in Dol sowieso richtig. Von den Wirtsleuten bekommen wir einen ganz besonderen Tipp: die Lacman Family Winery, und fahren kurzentschlossen hin.

Die Lacman Family Winery mit ihrer grandiosen Terrasse und den schick in Weiß gehaltenen Lounges passt eher in die Top-Weinlandschaft Südafrikas als auf eine kroatische Insel, aber warum eigentlich nicht hierhin, wo die Trauben gleicherweise von der Sonne verwöhnt sind. Die hiesigen Weine erfordern die volle Aufmerksamkeit, denn hier gibt es etwas ganz Besonderes zu kosten, die Naturweine nämlich. Naturweine sind ungefilterte Weine, die ganz ohne künstliche Zusatzstoffe auskommen und so rein und pur wie möglich hergestellt werden. Lacman Family Winery war für mich eines der schönsten Erlebnisse zwischen Augenschmaus und Gaumenschmaus auf Hvar. Übrigens, hier gibt es auch live Jazz-Abende für den Hörgenuss.

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Eine alte Ruine in Humac, Hvar, Kroatien.
Nach einer kurzen Busfahrt von Vrboska nach Jelsa führt eine schöne Wanderung zum verlassenen Dorf Humac. © Getty Images / GoranStimac

Das Gute-Geister-Dorf Humac: Eine Abschiedswanderung mit Genuss

Nach vier Tagen Hvar-Aufenthalt bleibt noch so vieles auf der Insel zu entdecken. Ganz zu schweigen von den Nachbarinseln, für die die Zeit dann leider doch nicht mehr reicht. Wir nehmen uns ganz fest vor, Inselhopping Dalmatien 2.0 kommt bestimmt.

Den Abschied wollen wir mit einer Wanderung zelebrieren und das verlassene Berdorf Humac besuchen. Wir nehmen den Bus von Vrboska nach Jelsa und betrachten entspannt die Landschaft, die am Fenster vorbeigleitet. Von Jelsa geht unsere Wanderung auf guten Wegen an zum Teil winzigen Kapellen und noch kleineren Bilderstöckchen vorbei, die alle noch mit ihren Heiligen ausgestattet sind. Auch einige Rundhäuser in Trockenmauertechnik sind hier zu sehen, was mich an das Agerfeld und die Trimas-Häuschen erinnert von Stari Grad erinnert.

Das verlassene Dorf Humac ist einfach zum Träumen und alles andere als ein gruseliges Geisterdorf. Uralte, teils einfache, teils aber auch aufwendig gestaltete Steinhäuser, allesamt unverputzt, stehen zum Teil in einem noch hervorragenden Zustand auf dem Hügel mit Blick auf Weinberge und das Meer.

Das Dorf stammt original aus dem 15. bis 17. Jahrhundert und war ursprünglich ein Schäfer- und Weindorf. Mittlerweile steht Humac auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Biologisches Essen, zubereitet auf fast schon altertümliche Weise bekommen wir in dem einzigen Restaurant des Dorfes, der Konoba Humac, die wie eine uralte Gaststätte eingerichtet ist und tatsächlich auch eine solche Atmosphäre ausstrahlt.

Eine Wanderung zu der Grapčeva Höhle, die neolithischen Ursprungs ist, und circa 40 Minuten Fußmarsch von Humac entfernt liegt, bietet sich an, doch ich kenne sie bereits. Ich empfehle sie allen LeserInnen wärmstens, denn der engagierte Führer und Konoba-Besitzer kennt nicht nur die sehenswerte Höhle, sondern jede Pflanze auf dem Weg dorthin und seinen Gesichtern zu lauschen ist einfach nur wunderbar. Die Führung außerhalb der Saison gibt es nur nach telefonischer Anfrage (+385 (0)99 577 17 70).

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Der Hafen von Hvar Stadt, Kroatien.
Die Stadt Hvar wird auch das St. Tropez Kroatiens genannt, und wenn Du dich in den charmanten Hafen von Hvar begibt, verstehst Du, warum. © Getty Images / Kelly Cheng Travel Photography

Der letzte Tag für die Schönste: Hvar Stadt

Wir haben uns Hvar Stadt, die Hauptstadt der Insel, für den letzten Abschied aufgespart. Von hier aus geht’s dann mit dem Katamaran wieder zurück nach Split.

Die Kroaten nennen Hvar Stadt das St. Tropez von Kroatien und das liegt daran, dass auf der 250 Meter langen mit Palmen bestückten Promenade entlang des U-förmigen alten Hafens schöne Restaurants, Bars und Cafés in uralten Steinhäusern mit Köstlichkeiten locken, und hier das Flanieren, um sehen und gesehen zu werden, zum täglichen Brot gehört. Nach so viel Natur und stillen Orten haben auch wir diese besondere schicke Ausgehmaile genossen, zumal die Kai- und Promenadenanlagen zusammen mit den Renaissancehäusern und Plätzen ein anmutig-schönes Gesamtbild ergeben.

Mir war gar nicht klar, dass Hvar Stadt mit dem Trg svetog Stjepana den größten Platz Kroatiens vorweisen kann. 4.500 Quadratmeter sind es. Dabei ist es nicht bloß seine Ausdehnung, die ihn so besonders macht, sondern vor allem sein Charme mit dem luftig durchbrochenen Turm der Kathedrale Sv. Stjepana I., der venezianischen Loggia, die heute ein Café ist, und dem interessanten Bau einer Werfthalle, die bereits 1612 zum ersten öffentlichen Theater auf dem ganzen Balkan umgestaltet wurde. Das sind alles sehr sehenswerte Sightseeings, die wir quasi im Vorbeigehen mitgenommen haben.

Hvar Stadt hat für kunst- und historisch Interessierte wie mich wahnsinnig viel zu bieten. Ich erwähne nur das Benediktinerinnen-Kloster und das Museum, das mir die wunderbaren Klöppelarbeiten aus Agavefasern, die so rar und besonders sind, dass sie zum UNESCO immateriellen Kulturerbe zählen, nahbrachte. Regelrecht ins Schwärmen kam ich bei der bereits 1530 erbauten Sommerresidenz des Dichters Hannibal Lucić. Das prächtige Haus wurde zum Museum umgewidmet und hat neben einer interessanten Sammlung auch einen wunderschönen Garten.

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Fazit

Hvar Stadt ist super für einen Abschied, denn Du wirst sofort den nächsten Aufenthalt hier planen ...

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