Reisebericht
Familienurlaub in Arosa: Berge, Bären und Genuss
Das Eichhörnchen starrt mich an. Mit seinen schwarzen Knopfaugen. Drei Sekunden lang, die sich anfühlen wie eine Ewigkeit. Plötzlich springt es mit einem Satz auf den Waldboden in Richtung meiner ausgestreckten Hand. Und weg ist die Nuss. Auch das Eichhörnchen ist verschwunden. Hinter mir rufen zwei Kinder aufgeregt: „Da, da oben ist es!“ Doch ich habe das putzige Tierchen mit dem rötlichen Flauschefell aus den Augen verloren. Macht nichts, denn entlang des fast zwei Kilometer langen Eichhörnliwegs in Arosa leben so viele Eichhörnchen, dass ich bestimmt noch mehrere entdecken werde. Genauer gesagt: sie mich. Der Themenweg durch den Bergwald ist einer der beliebtesten in Arosa. Infotafeln erklären die Lebensweise der Eichhörnchen, es gibt Hörstationen und sogar eine barrierefreie Version mit eigener App und spezieller Beschilderung für sehbeeinträchtigte Gäste. Ein schöner Spaziergang und Sommerurlaubsbeginn in Arosa.
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Luftkurort am Talschluss
Luftkurort am Talschluss
Das Bergdorf in der Ostschweiz liegt auf 1.775 Metern Höhe am Ende eines Hochtals, eingebettet zwischen den Graubündner Bergen, Seen und Almwiesen. Kein Durchfahrtsverkehr, keine Schnellstraße, keine Touristenströme. Dafür Ruhe, jede Menge Outdoor-Sportmöglichkeiten in einer Natur wie aus dem Heidifilm und Angebote für Familien. Urlaubsort für alle Generationen nennt sich Arosa auch. Das Mehrgenerationenthema ist tief verwurzelt: Früher lebten hier oben ein paar Walser-Familien, betrieben Landwirtschaft und bauten Erz ab. Relativ einsam. Bis im 19. Jahrhundert ein Arzt aus Davos den beschwerlichen Weg über die Berge wagte. Er war von dem besonderen Klima fasziniert und erkannte dessen heilsame Wirkung. Damit legte er schon früh den Grundstein für den Kur- und Erholungstourismus.
Denn Arosa liegt oberhalb der Baumgrenze und das bedeutet kaum Pollen, pollenarme, saubere Höhenluft, wenig Feinstaub und nahezu keine Schimmelsporen. Ideal für Menschen mit Asthma, Allergien oder chronischen Atemwegserkrankungen. Dazu kommt ein sogenanntes Reizklima mit kühlen Temperaturen, hoher UV-Strahlung und viel Sonnenschein, das den Körper fordert, aber auch trainiert – und nachweislich Kreislauf, Immunsystem und den Schlaf verbessert. So etablierten sich in dem Höhenkurort Sanatorien für Tuberkulose-PatientInnen, später auch für Erschöpfung, Depressionen oder psychosomatische Beschwerden. Heute spricht man von Prävention, Regeneration und Resilienz. Die schönen Nebenwirkungen eines Urlaubs hier, die man immer gut brauchen kann.
Sonnenaufgangswanderung aufs Weisshorn
Sonnenaufgangswanderung aufs Weisshorn
Mein Wecker klingelt. Es ist zwei Uhr dreißig morgens. Zu Hause hätte ich wohl geflucht, doch hier springe ich erwartungsfroh aus dem Bett. Zur Sonnenaufgangswanderung. Treffpunkt ist um drei Uhr am Bahnhof. Und der Bahnhof liegt mitten im Dorfzentrum. Nur ein paar Schritte neben den Gleisen ist die Weisshornbahn. Die Gondelbahn führt auf den Gipfel des 2653 Meter hohen Weisshorns. Die nahtlose Verbindung zwischen Zug und Seilbahn macht im Winter Skifahren mit umweltfreundlicher Anreise bequem möglich und im Sommer Wandern, Biken oder einfach nur die Aussicht in einer der Berghütten zu genießen. Doch wir wollen wandern. Die ersten Stirnlampen blinken in der Dunkelheit. Einige der Mitwandernden sind schon da. Kurze Begrüßung und los geht es.
Über uns glitzern die Sterne. Zu hören ist nur das Knirschen der Schuhe auf dem Schotter und das leise Klacken der Wanderstöcke. Ansonsten herrscht absolute Stille. Niemand will sie stören, wohl deshalb ist nur ab und zu ein Flüstern zu hören. 900 Höhenmeter liegen vor uns. Der Weg schlängelt sich durch lichte Waldstücke, über Wiesenhänge und an Felsen vorbei. Je näher wir dem Gipfel kommen, desto heller wird der Horizont. Nach zweieinhalb Stunden Aufstieg haben wir unser Ziel erreicht – vor uns ein 360-Grad-Panorama, das jede Minute in einen anderen Orangeton getaucht wird. Wie ein Kunstwerk wirkt die aufgehende Sonne zwischen den Silhouetten von 660 Gipfeln. Lenzerhorn, Piz Buin und am Horizont der Piz Bernina. Was für ein Tagesbeginn!
Vorteile der kostenlosen Arosa Card
Vorteile der kostenlosen Arosa Card
Zurück im Dorf zieht es mich zum See, besser gesagt: zu den Seen. Arosa hat nämlich zwei. Der Obersee liegt direkt im Zentrum, gegenüber vom Bahnhof. Er ist kein Badesee, aber ideal zum Erfrischen der Füße, zum Spazierengehen oder Bootfahren. Man kann sich Ruder- und Tretboote ausleihen. Für Menschen im Rollstuhl gibt es ein speziell konstruiertes Tretboot. Ich will aber schwimmen. Ein paar Minuten weiter liegt der Untersee mit Strandbad, Sandstrand und Liegewiesen, Holzsteg, Sprungtürmen, Kinderspielplatz, Beachvolleyballfeld und einem Restaurant mit Sonnenterrasse. Das Planschbecken ist solarbeheizt. Der Untersee ist mit 23 Grad im August angenehm erfrischend. Der Eintritt ist hier – wie so vieles in Arosa – mit der „Arosa Card“ kostenlos oder stark rabattiert. Wer im Sommer übernachtet, bekommt sie automatisch und profitiert von zahlreichen Vorteilen: die Bergbahnen sind inklusive, genauso wie der Zugang zum Seilpark, die Nutzung der Ortsbusse oder das Tretbootfahren auf dem Obersee. Auch der Eintritt ins Bärenland. Davon habe ich schon viel gehört und will unbedingt hin.
Besuch bei den Braunbären
Besuch bei den Braunbären
Das Bärenland liegt auf 2.000 Metern Höhe an der Mittelstation der Weisshornbahn. Hier leben die Braunbären Amelia, Meimo, Sam und Jamila. Sie konnten mit Hilfe der Tierschutzorganisation Vier Pfoten aus Gefangenschaft und nicht artgerechter Haltung gerettet werden. Amelia und Meimo lebten zuvor in einem Käfig – mitten in einem Restaurant in Albanien. Die Geschwister Sam und Jamila in einem viel zu engen Graben eines Zoos, getrennt durch Betonmauern. Doch seit 2018 sind die vier Bären in Freiheit. Das heißt hier: Drei Hektar umzäunt und kameraüberwacht – das ist etwa so groß wie vier Fußballfelder. Genug Platz inmitten alpiner Landschaft mit Wald, Wiesen, Wasserläufen, einem Moor, Steinhöhlen und überdachten Rückzugsorten. Vorsichtig taste ich mich Schritt für Schritt auf einer Hängebrücke entlang. Schwankend in sechs Metern Höhe über dem Bärengelände. Die Vogelperspektive auf die Bären macht ein 100 Meter langer Holzsteg mit acht Plattformen möglich.
Nur ein paar Meter entfernt steht Meimo und schubbert sich an einem Baumstamm. Ich kann die unterschiedlichen Töne von Honig bis Dunkelbraun und sogar ein paar graue Strähnen in seinem glänzenden Fell erkennen. Wie die anderen Braunbären hier, ist auch er kastriert, um keine wilden Bären anzuziehen. Das erklärt Angie, die in dem Bärenland-Team aus sieben Fachleuten und Freiwilligen arbeitet und heute die Besucherführung macht. Danach schnippelt sie Obst und Rüblis, wie Karotten auf Schweizerisch heißen, für die Tiere. Bis zu 40 Kilogramm frisst ein ausgewachsener Bär am Tag.
Urige Hütten und prämierte Restaurants
Insel für unvergessliche Momente
So viel schaffe ich nicht, bin ja auch keine zwei Meter groß und 200 Kilo schwer, doch ich verspüre einen Bärenhunger. Und dieser lässt sich in Arosa scheinbar überall auf stilvolle Weise stillen. Die Auswahl an Restaurants ist für einen Ort mit 3000 Einwohnern erstaunlich: von der urigen Berghütte bis zum Sterne-Restaurant. Viele legen besonderen Wert auf hausgemachte und regionale Produkte und sind mit dem Schweizer Gütesiegel „Fait Maison“ (steht für frisch zubereitete Gerichte ohne Fertigprodukte und Zusatzstoffe) ausgezeichnet. So auch der Güterschuppen. Er befindet sich direkt am Bahnhof, in einer denkmalgeschützten Lagerhalle der Rhätischen Bahn. Historische Architektur mit Altholz, Stahl und fünf Meter hohen Fenstern trifft moderne Gastronomie. Beim Blick Richtung Küche sticht mir der Josper-Holzkohleofen ins Auge, in dem bei bis zu 350 Grad Celsius Fleisch, Fisch und Gemüse zubereitet werden. Dazu gibts Bier von der örtlichen handwerklichen Brauerei Arosabräu, unfiltriert und mit Quellwasser gebraut. Ich nehme das Kirchlibräu, das nach Brotkruste und Karamell duftet und nach dem historischen Bergkirchli benannt ist. Es ist das älteste Bauwerk Arosas, aus dem Jahr 1492.
Mountainbiketour zum Schwellisee
Mountainbiketour zum Schwellisee
Am nächsten Morgen sitze ich auf dem Mountainbike – und da ist es tatsächlich: das Bergkirchli. Klein und schlicht, mit Holzschindeln gedeckt. Ich passiere es auf dem Weg zum Schwellisee, einem der schönsten Bergseen rund um Arosa. Seine Wasserfarbe lässt mich absteigen. Surreal. Sie changiert von Sattgrün über Smaragdgrün hin zu Türkis und Babyblau. Grund für diesen Farbwechsel soll die Zusammensetzung des Gesteins in der Umgebung aus Dolomit, Kalkschiefer und Serpentin sein. Es ist windstill und die Berge spiegeln sich im Wasser. Ich will bleiben. Am liebsten wäre ich ein Eichhörnchen, das jeden Tag hier vorbeiflitzen kann.
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