Esencia de Fuerteventura

Gäbe es zwischen grün – Daumen hoch und rot – Daumen runter die Zwischenvariante gelb mit Daumen in horizontaler Haltung, hätt ich mich für diese Farbgebung entschieden, denn das Hotel mit den mehrstöckigen Einzelhäusern inmitten eines satten Grüns in einer sonst naturbedingt kargen Landschaft weist mit seinen umfangreichen Möglichkeiten und gediegener Tischkultur ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für eine 4-Sterne-Anlage auf, sonst wäre ich nicht das 10. Jahr in Folge angereist. Doch ein „grüner“ Kommentar zwischen lauter „grünen“ Kommentaren entspräche nicht meinem Ausdruckswillen, also wählte ich „rot“, und das aus folgendem Grund: Die einzigartige Lage der Saunahäuschen umgeben von einem separaten FKK-Liegebereich mit passendem Abkühlpool direkt an der unteren Gartengrenze zum Meer zog Saunagänger magisch an, auch eine Abkühlung im Meer nach dem Schwitzgang war durch kurze Distanz möglich. Vergleichbares in ausreichender Grösse hatte ich auf der Insel noch nicht entdeckt, wie wohl auch all die anderen Gäste, die sich alljährlich zur gleichen Zeit dort eher zufällig treffen. Schockiert war ich in diesem Jahr, als dieses herausragende Alleinstellungsmerkmal des Hotels durch einen Umbau des Bereiches beseitigt war. Die Saunahäuschen ausreichender Grösse sind durch 2 viel zu kleine Räume ersetzt, von denen sich auch nur einer zum Schwitzen eignet, der andere Kraft seiner 60°C bestenfalls zum Aufwärmen, in denen Textilpflicht vorgeschrieben sein soll – woran sich aber niemand hält. Die Anzugsordnung im umgebenden (ehemaligen) FKK-Bereich wird jedoch von einem uniformierten Securitas-Mann mit Schlagstock am Gürtel überwacht, der – allein wohl nicht Herr der Lage – von einem Anzugträger mit Schlips und weissem Hemd unterstützt wird der von früh bis abends wachsamen Auges um den Pool schleichend den Sitz der Badebekleidung überwacht und auf die missliche Textilanordnung angesprochen, nur mit den Schultern zuckt, er erfülle nur seine Pflicht. Etwa 17 Uhr haben beide Wächter in der Regel Feierabend, dann beginnt die Freibadesaison – leider zu spät, nahtlos in der Sonne zu bräunen… Der Gäste-Beziehungs-Officer neben der Hotelrezeption hat auch eine Erklärung für das neuerliche Katze und Maus-Spiel der Gäste gegen das Hotelpersonal: Dies sei ein Familienhotel. Dabei stellt sich die Frage, ob Eltern ihre Kinder nicht nackig sehen dürfen oder umgekehrt überhaupt nicht, denn der Zutritt zum Sauna- und umliegende Liegebereich ist nur Erwachsenen gestattet. Kann es sein, dass ein prüder Entscheidungsträger des Hotels FKK als moralisch abartig sieht und damit die Gäste um den Zweck ihrer Ferien bringt und das Hotel vielleicht perspektivisch um einen wirtschaftlichen Erfolgsfaktor? Bei der zu erhoffenden Korrektur des Ist-Zustandes wünsche ich dem Hotelmanagement eine glückliche Hand. Dass die windgeschützte Koko-Loko-Bar, idyllisch zwischen den unteren Pools gelegen, der neuen Poolbar zum Opfer gefallen ist, die dem Tresen-Personal wie auch den Gästen einen eisigen Wind um die Ohren pfeifen lässt, ist dagegen eine vernachlässigbare Traurigkeit.

mehrstöckige Häuser in einer weitläufigen Grünanlage

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