Hotel Goldenes Lamm

Da ich das Hotel über das Internet buchte, hatte ich einen guten Eindruck. Schon beim Check-in kamen erste Zweifel an meiner Wahl auf. Wir wurden von einem unrasierten Bediensteten in verdreckter (und das ist nicht übertrieben) Kochkleidung empfangen. Die Worte "Bitte" und "Danke" schienen zu seinem Fremdwortschatz zu gehören. "Kommen Sie, ich muss Ihnen erklären ....", "Warten Sie, ich will Ihnen zeigen ...". Auch hatte ich große Zweifel daran, ob überhaupt Interesse am Wohlbefinden des Gastes besteht. So war das Hotel - trotz Parkmöglichkeiten vor dem Haus - nicht in der Lage, für die Gäste entsprechende Parkplätze freizuhalten. Als mir der schmuddelige Koch diese Parkmöglichkeiten zeigte, war noch ein Platz frei. Im Moment der Besichtigung fuhr ein Fahrzeug auf diesen Parkplatz und belegte ihn. Es handelte sich dabei nicht um Hotelgäste. Mein Koch zuckte nur mit den Schultern und empfahl mir dann einen kostenpflichtigen Parkplatz, der mehrere hundert vom Hotel entfernt lag. Das Zimmer an sich genügte für eine Nacht - einen längeren Aufenthalt hätte ich dort nicht verbringen mögen. Die Dusche erinnerte tatsächlich an eine Dixi-Komponente. Auch bei mir war der Duschvorhang verschimmtelt. Das stärkste Stück leistete sich das Hotel beim Frühstück. Das Frühstück selbst war eher bescheiden und die Ankündigung im Internet, dass es ein reichhaltiges Frühstücksbüffet gäbe, war über alle Maßen übertrieben. Kaffee muss Tasse per Tasse bestellt werden - vorausgesetzt, die Bedienung ist in erreichbarer und hörbarer Nähe. Ansonsten heißt es sich in Geduld üben. Die Eigenart bzw. das Merkwürdige war, dass jeder Gast, der mit dem Frühstück fertig war, auf das Zimmer gehen wollte, um zu packen, von der Bedienung angehalten wurde und gleich bezahlen musste. Als ein Gast - eine amerikanische Familie - auf ihr Zimmer ging und nicht beim Hinausgehen bezahlte, da die Bedienung überall nur nicht im Frühstücksraum war, geriet sie leicht in Panik als sie dies nach ihrer Rückkehr bemerkte. Sie rief uns zu, dass sie jetzt sofort in das Zimmer müsse, um das Übernachtungsgeld zu kassieren. Wir waren schon sehr erstaunt über dieses äußerst merkwürdige Verhalten. Als sie zurückkehrte, erzählte sie uns von Zechprellern und Betrügern, die ihre Rechnung nicht bezahlen würden etc. Wir hatten den Eindruck, dass sie alle ihre Hotelgäste als potentielle Zechpreller ansahen. Aus dieser Sicht betrachtet, war das gesamte befremdliche Verhalten aller Bediensteten, die wir während unseres eintägigen Aufenthaltes kennenlernen mussten, wieder erklärlich. Das Hotel ist für alle zu empfehlen, die mal wirklich schlechten Service erleben wollen und die mal erfahren wollen, wenn man grundlos als latenter Betrüger angesehen wird.

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