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Oliver (46-50)
ÖsterreichAus Österreich
Verreist als Paar • Oktober 2015 • 1-3 Tage • Wandern und Wellness
Königsklinik? Nein: Schmuckes Schlosshotel!
5,0 / 6

Allgemein
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
    Sehr gut
  • Zustand des Hotels
    Sehr gut
  • Allgemeine Sauberkeit
    Sehr gut

Mir ist schleierhaft, warum sich ein romantisches Schlosshotel aus freien Stücken „Klinik“ nennt – so ein Terminus ist für einen potentiellen Gast doch abschreckend! In einem Wellnessurlaub möchte man keine unfreiwilligen Krankenhaus-Assoziationen erweckt haben, sondern tunlichst Komfort, Erholung und perfektes Verwöhnservice geboten bekommen (all das findet man hier auch vor). Der klinische Aspekt erklärt sich höchstens damit, dass hier u.a. spezielle Anti-Aging-Behandlungen angeboten werden (keine Bange: ein OP ist hier nicht vorhanden). Offiziell wird dieses Hotel allerdings als „Széll kastélyszálló és egészségcentrum“ bezeichnet, was so viel wie „Széll Schlosshotel und Gesundheitszentrum“ bedeutet. Das Anwesen war nämlich die Sommerresidenz des früheren ungarischen Ministerpräsidenten (1899-1903) Kálmán Széll, der vor genau 100 Jahren hier verstorben ist, und wurde anno 2003 vorbildlich renoviert. Das kleine, aber feine Schloss hat lediglich 12 Gästezimmer (1 Suite, 1 Superior-, 7 Standarddoppel- und 3 Einzelzimmer / 53 m², 40 m², 32 m² bzw. 18 m²), wobei nur die beiden besseren Kategorien zum Teil im alten Stil möbliert sind und damit schlossartige Atmosphäre vermitteln. Da die Suite schon besetzt war, hatten wir das Superior-Zimmer gebucht, welches einrichtungstechnisch zweigeteilt war: Auf der rechten Seite stilvolle Empire-Möbel mit dazupassendem Teppich auf dem Parkettboden; links ein neumodisches Doppelbett, das an der einen Seite so knapp an die Badezimmerwand grenzte, dass man dorthin nur über das Nachbarbett oder das Fußende gelangen konnte. Das hypermoderne Badezimmer war vom Wohnbereich durch eine überdimensionale Glasfront getrennt (somit kein Sichtschutz bzw. null Intimsphäre im Bad). Die baukastensystemartige Quaderform des Badezimmers – ein grauschwarzer Klotz, hineingepfropft an die Längswand des Zimmers - stellt fürwahr keine architektonisch elegante Lösung dar. Die verbleibende Zimmergröße war dennoch gewaltig, und die Lichtfülle enorm (drei große Fenster an der Längs-, ein viertes an der Schmalseite). Das völlig konträre Inventar - links 21. Jh., rechts 19. Jh. - empfanden wir jedenfalls als irritierend, aber auch kurios. Das Schloss ist weitläufig unterkellert; die unterirdische Fläche dürfte fast doppelt so groß wie der Gebäudegrundriss sein. Dort befindet sich u.a. der Frühstücksraum (gemütliches Ziegelgewölbe), angrenzend der dank Oberlichten recht helle Speisesaal, sowie der täglich leider nur von 15-18 Uhr geöffnete kleine Wellnessbereich. Das appetitlich angerichtete Frühstücksbuffet war überschaubar, aber qualitativ gut; warme Speisen (Rührei, Omelette) wurden auf Wunsch frisch zubereitet. Abends konnte man aus einer kleinen HP-Karte auswählen (2 Suppen, eine Handvoll Hauptspeisen, 2 Desserts): sehr schmackhafte ungarische Küche, große Portionen, hübsches Goldrand-Tafelgeschirr. Aufgrund der geringen Gästebelegung wurde das Abendessen nicht im Keller-Speisesaal, sondern im noblen Salon im Erdgeschoss bei romantischem Kerzenlicht serviert. Der gepflegte, teils aber auch naturbelassene Schlosspark (0,5 ha) war mit Schopftintlingen übersät (als Jungpilze sogar essbar) und lud zu Rauchpausen oder Verdauungsspaziergängen nach den Mahlzeiten ein. Die Infrastruktur von Rátót entspricht dem dörflichen Charakter (knapp 300 Einwohner): Es gibt nur einen kleinen Gemischtwarenladen und das Dorfwirtshaus „zum grünen Adler“ („zöld sas büfé“) – beides vom Hotel nach kurzem Fußmarsch zu erreichen, sowie am Ortsrand einen Niederer-Baumarkt. Einen Bankomaten findet man erst in Szentgotthárd (15 km westlich) oder Körmend (16 km östlich). In unserem Herbstpaket waren 2 Tages-Eintrittskarten in die Therme von Szentgotthárd inkludiert, die wir allerdings aus zeitlichen Gründen nicht nutzen wollten. Rasch und unbürokratisch konnten wir diese gegen eine wohltuende Massage im Schloss eintauschen, wofür dem Hotelchef nochmals gedankt sei (dieser erwies sich auch sonst als äußerst zuvorkommend, fragte mehrmals täglich nach unserem Befinden und gab uns einen ausführlichen geschichtlichen Überblick des Hauses). In puncto Deutschkenntnissen stand das übrige Hotelpersonal jenen des Chefs kaum nach. Die Personaldecke war allerdings sehr dünn – die jeweilige Rezeptionistin fungierte zugleich als Kellnerin und vermutlich auch als Stubenmädchen. Die wenigen Gäste stammten aus verschiedensten Nationen (außer uns Österreichern war noch je ein Paar aus Tschechien und Ungarn anwesend, sowie eine italienische Familie). Wir haben unseren Kurzurlaub in diesem lauschigen Schloss sehr genossen und können es ob seiner absoluten Ruhelage, bezaubernden Intimität (Turmstube!), delikaten Küche und sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis wärmstens weiterempfehlen.


Zimmer
  • Sehr gut
    • Zimmergröße
      Sehr gut
    • Sauberkeit
      Sehr gut
    • Ausstattung des Zimmers
      Sehr gut

    Restaurant & Bars
  • Gut
    • Atmosphäre & Einrichtung
      Sehr gut
    • Sauberkeit im Restaurant & am Tisch
      Sehr gut
    • Essensauswahl
      Eher gut
    • Geschmack
      Gut

    Service
  • Sehr gut
    • Kompetenz (Umgang mit Reklamationen)
      Sehr gut
    • Freundlichkeit & Hilfsbereitschaft
      Sehr gut
    • Rezeption, Check-in & Check-out
      Sehr gut

    Lage & Umgebung
  • Schlecht
    • Einkaufsmöglichkeiten in Umgebung
      Schlecht
    • Restaurants & Bars in der Nähe
      Schlecht

    Aktivitäten

    Beliebte Aktivitäten

    • Wellness
    • Sport

    Verkehrsanbindung
    • Lage für Sehenswürdigkeiten
      Eher schlecht

    Preis-Leistungs-Verhältnis: Sehr gutHotelsterne sind berechtigt
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    Infos zur Reise
    Verreist als:Paar
    Dauer:1-3 Tage im Oktober 2015
    Reisegrund:Wandern und Wellness
    Infos zum Bewerter
    Vorname:Oliver
    Alter:46-50
    Bewertungen:100