Iberostar Selection Creta Marine

Ich gehöre zur etwas älteren Generation. Deshalb ist diese Bewertung auch ein bisschen subjektiv zu betrachten. Ich verbrachte mit meiner Frau 2 Wochen im April 2019 in diesem Hotel. Die Voraussetzungen für eine gute Bewertung waren hier denkbar schlecht. Einerseits hatte man mir schon vorgeworfen, dass meine Bewertungen eh meistens nur sehr positiv seien, andererseits waren meine Erwartungen an ein Iberostar-Hotel sehr hoch. Und es gab schon im Voraus reichlich Angriffsfläche für eine kritischere Bewertung. Bei unserem Reiseanbieter durfte man unter anderem auch unverbindliche Wünsche anmelden. So äußerte ich bei der Buchung den Wunsch, trotz der Wahl eines Sparzimmers ein Zimmer in den oberen Etagen zu bekommen, und zudem möglichst auch mit Meerblick. Ich hatte ja schon vor Weihnachten gebucht, und hatte mich auf eine konträre Diskussion an der Rezeption diesbezüglich vorbereitet, warum man denn überhaupt Wünsche äußern dürfe, die dann doch nicht erfüllt würden. Nach der Ankunft an der Rezeption waren alle meine künstlich aufgestauten Aggressionen verpufft. Ja, wir bekämen natürlich ein Zimmer in der obersten Etage, auch mit einem wunderschönen Blick aufs Meer! Wie ärgerlich, ich hatte mir so schöne Formulierungen für eine ausführliche Beschwerde ausgedacht. Wie waren die weiteren Eindrücke? Das Hotel macht schon rein äußerlich einen sehr gepflegten und großzügigen Eindruck. Allein der Rezeptionsbereich ist weitläufig und mit hochwertigen Materialien hergestellt und ausgestattet. Das Personal an der Rezeption ist freundlich, immer ansprechbar und hilfsbereit. Das Zimmer selbst war immer blitzeblank sauber, auch der sanitäre Bereich. Auf der Südseite hatte man einen tollen Blick auf den schneebedeckten Ida, auf der Balkonseite auf die Außenanlagen und auf das Meer. Dass man auf dem Balkon kaum Sonne hatte, ist geografisch bedingt. Denn wer an einer Nordküste ein Zimmer mit Meerblick haben möchte, kann nicht gleichzeitig auch die Mittagssonne auf dem Balkon haben. Im Hochsommer mag dies sogar sehr zweckmäßig sein. Ich hatte Halbpension gebucht. Der Speisesaal war genau so großzügig und ansprechend wie der Eingangsbereich. Das Morgen- und auch das Abendbuffet entsprach höchsten Ansprüchen. Es war alles da, was man erwarten konnte. Morgens konnte man auch mit einem Sektfrühstück beginnen, und abends wurde direkt am Eingang zum Speisesaal entweder ein Longdrink oder ein Ouzo oder ein Raki angeboten, was man auch mit rein an den Tisch nehmen durfte. Morgens gab es auch immer frisch gepresste Säfte als Zugabe. Nicht nur den üblichen Orangensaft, sondern auch eigene Kreationen wie Apfel/Banane, Grapefruit, Karotten/Kiwi usw. Alles soviel man wollte. Zu erwähnen ist auch hier das sehr freundliche Personal. Man wird zu einem freien Tisch geführt und man kennt auch nach ein paar Tagen schon die Getränkewünsche der Gäste. Besonders zu erwähnen ist die Brot-Theke, eine einsame Spitzenleistung in unseren bisherigen Hotel-Erfahrungen. Sowohl morgens als auch abends gab es eine Vielfalt von Brotsorten, die man nur in gut sortierten Bäckereien finden kann, immer alles frisch, auch an Feiertagen (hier Ostern). Echte Laugenbrezel oder Laugenbrötchen gehörten ebenfalls zum Standardsortiment. Nun genug der Lobeshymnen, es gab natürlich auch einige kritische Anmerkungen. Das fängt mit den Betten an. Mit nur 80 cm Breite und mit ziemlich harten Matratzen ist man bereit, etwas früher als gewohnt aufzustehen. Vielleicht ist das bei jüngeren Menschen ja anders. Das Schranksafe gab es nur gegen Gebühr. Das ist meines Erachtens nicht mehr zeitgemäß. Und mit 18 Euro Miete pro Woche hat man nach der Bezahlung kaum noch was übrig, das man reinlegen könnte. Beim gewohnt hohen Komfort ist dies ein deutlicher Schmutzfleck in der blütenweißen Weste dieses schönen Hotels. Die Hotelanlage selbst ist wie eine bunte Oase in der Wüste. Wunderschön, stets gepflegt und ansehnlich gestaltet. Wenn man allerdings die Hotelanlage verlässt, fühlt man sich fast wie in der Einöde. Zur nächsten Ortschaft Panormo läuft man eine Stunde. Und auf dem Weg dahin findet man am Straßenrand reichlich Müll. Nicht nur Plastikflaschen, Plastikbeutel und Blechdosen, sondern auch Gegenstände, die man als Sperrmüll bezeichnen könnte. Das fällt zwar nicht in den Aufgabenbereich des Hotels, aber es fällt dem Spaziergänger auf. Auch ansonsten findet man kaum Wanderwege im Umkreis des Hotels. Entweder sind es stark befahrene Straßen oder mit Zäunen umgebene Flächen, deren Pfade auch meist nach kurzer Zeit an einer verschlossenen Pforte enden. Das mag für uns als Vielwanderer betrüblich sein, aber die vielseitigen Freizeitanlagen innerhalb des Hotels geben wohl den meisten Gästen genügend Unterhaltungsmöglichkeiten. Man sollte auf jeden Fall ein Auto mieten, denn Kreta hat sehr viele Anlaufpunkte und Highlights in der Natur. Eigentlich hatte ich die Absicht, künftig kritischer zu sein und keine 6 Sterne mehr zu geben. Aber es wäre ein Frevel, bei diesem tollen Hotel mit sehr freundlichem Personal, Spitzenbuffet und schönen Außenanlagen Abstriche zu machen. Wenn ich auch halbe Sterne geben könnte, wären es vielleicht nur 5 1/2 Sterne wegen der Betten und des Mietsafes. Aber alles andere wären 6 1/2 Sterne. Das nächste Hotel, das ich vielleicht mal bewerten werde, wird es sehr schwer haben. Es muss sich mit den hohen Ansprüchen des Iberostar Creta Marine messen lassen, was sehr nicht ganz einfach werden dürfte.

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