In den Bäumen, deren Äste im Wasser fischen, zwitschern die Vögel. Neben uns sausen auf dem berühmten Donauradweg ab und zu Radler vorbei. Wir paddeln von Hausen im Tal, einem Ortsteil von Beuron, flussabwärts durch das Durchbruchtal der Donau, das sie hier auch den schwäbischen Canyon nennen. Es ist von hellen Kalkfelsen gerahmt. Über uns wolkenloses Himmelblau.
Nur um den Fotoapparat mache ich mir ein bisschen Sorgen. Mein Steuermann ist nicht schlecht – aber etwas ungeübt, und das geht hier ganz schön flott flussabwärts. Manchmal retten uns nur zackige Kurvenmanöver davor, über einen großen Stein unter der Wasseroberfläche zu kratzen. Einmal laufen wir dann doch auf, drehen uns wie ein Kreisel in der Flussmitte zweimal um die eigene Achse – und werden dann Bug voraus von der Strömung weitergetragen. Puuh, Glück gehabt! Wir hätten mit unserem Kanadier auch leicht kentern können.
In den Naturpark Obere Donau, der zur Schwäbischen Alb gehört, haben wir uns übrigens auf der Stelle verliebt. Eine enge, aber reizvolle Landstraße führt ab Sigmaringen durchs Durchbruchtal. Man kann in der Region paddeln, radeln oder das Tal von oben genießen, beim Wandern entlang der nördlichen Felskante. Da liegt einem die Donau dann zu Füßen.
Der Blick schweift vom Knopfmacherfelsen über das Kloster Beuron, vom Eichfelsen zu Schloss Werenwag und Burg Wildenstein. Und es gibt noch einen Grund, hier im Tal länger zu bleiben: Zum Kanuverleih in Hausen gehört eine kleine Gaststätte, in der wir nach der Kanupartie leckere Maultauschen gegessen haben. Der Chef, Günter Irion, macht sie selbst, und serviert sie mit warmem Kartoffelsalat. Dafür kann man meilenweit paddeln …
Auf dem Campus Galli bei Meßkirch bauen Handwerker ein karolingisches Kloster aus dem 9. Jahrhundert auf – mit mittelalterlichen Methoden. Und von Hausen im Tal ist es nicht weit bis zu der beeindruckenden Baustelle im Wald. Man sollte sich diesen ungewöhnlichen Freizeitparkt unbedingt einmal ansehen, vor allem, wenn man mit Kindern unterwegs ist: Schindelmacher schneiden Holzstücke zu, Stoffe werden von Hand gewebt, Schafe wie einst geschoren, Freiwillige schleppen Steinbrocken zum Bau der Kirche herbei. Finanziert wird das Projekt, bei dem auch Archäologen und Architekten mitarbeiten, unter anderem über die Eintrittsgelder. Die Dimensionen dessen, was dort entstehen soll, sind gigantisch, auch einen großen Kirchenbau wollen die Experten von heute mit den Mitteln von damals bauen. Ob die Zimmerleute, Korbflechter, Drechsler, Glockengießer und Töpferer es schaffen werden?
Der Naturpark liegt im Süden Baden-Württembergs in den Landkreisen Tuttlingen, Sigmaringen, Zollernalb und Biberach. Zu dem Schutzgebiet gehören 1350 Quadratkilometer rund um die Donau und ihre Nebenflüsse Bära und Lauchert zwischen Tuttlingen und Herbertingen. Besonders beeindruckend ist das Donaudurchbruchtal in Beuron und Hausen.