Grand Hotel Zell am See

Der Tadel zuerst. Die zahlreiche Kritik wegen der mangelnden Sauberkeit und wegen des Zustandes der Einrichtung in den Zimmern ist durchaus berechtigt. Nun kommt aber auch schon das Lob. Die Lage des Hotels ist einmalig und stellt fast alles von uns bis jetzt Gesehene in den Schatten. Wir waren im Zimmer 422. Das ist bei weitem nicht das teuerste Zimmer im Hotel, aber sicherlich das mit der allerbesten Aussicht! Es liegt im östlichsten Teil des Hotelgebäudes, wodurch es sehr weit in den See hineinsticht. Das Zimmer bietet von einem großen Balkon heraus einen direkten Blick auf den nördlichen Teil des Zeller Sees. Aus einem nicht allzu kleinen Fenster blickt man zudem über den See nach Osten auf die wunderschöne Almenlandschaft. Das Zimmer ist im vierten Stock. In den Geschossen darüber wird es im Sommer sehr heiß und die Decken zumindest in einigen Zimmern sind schräg. Absolutes Alleinstellungsmerkmal des Hotels stellte für uns die finnische Panoramasauna in der Grand Spa dar. Die Sauna ist ziemlich groß und bietet eine wirklich atemberaubende Aussicht. Man blickt weitschweifend über den See nach Norden, Osten und teilweise sogar Süden auf die grandiose Berglandschaft. Auf dem Wasser unten bewegen sich gemächlich Schiffe, Boote und auch Schwäne, derer großer Schwarm sich vorwiegend in der Nähe des Hotels aufhält. Weit unten sieht man Touristen auf der Seepromenade spazieren gehen. Das alles aus einer Sauna (Nacktbereich) heraus zu beobachten, war für uns als Vielreisende schon sehr ungewöhnlich. Das Frühstück war ausreichend, die Qualität der Speisen war gut, aber nicht herausragend. Der Kaffee, muss man sagen, war allerdings wirklich schlecht. Immer, wenn das Wetter es zuließ, wurde draußen direkt am Seeufer serviert. Das Abendessen bewegte sich stellenweise auf unterem Haubenniveau. Das Abendmenü schließt auch das Dessert aus der Küche mit ein, man sollte jedoch nicht das sehr gute Dessertbuffet unbeachtet lassen. Mit 35 Euro pro Person war die Halbpension nach unserem Empfinden weit unter Wert verkauft. In einem Stadtrestaurant wird man für die vergleichbare Qualität sicherlich um einiges tiefer in die Tasche greifen müssen. Von der angeblich überforderten Servicemannschaft im Restaurant haben wir überhaupt nichts mitgekriegt. Wir haben im nicht allzu vollen Speisesaal am Abend mindestens zehn Servicekräfte gezählt. Das Personal dort erlebten wir als überaus bemüht und professionell. Der Restaurantleiter Frank begrüßte die Gäste beim Eingang persönlich. Wir hatten bei seiner Begrüßung, während der er uns aus dem Stegreif immer beim Namen nennen konnte, stets das Gefühlt, dass er die ganze Zeit genau auf uns dort gewartet hat. Normalerweise mögen wir so etwas nicht, weil derartiges meistens als unaufrichtig und gekünstelt wirkt, nicht so aber beim Frank. Wir haben einmal gesehen, dass er, als ein Gast die Grenze überschriet, schon klare Kante zeigen kann. Dadurch machte er auf uns insgesamt einen besonders authentischen Eindruck. Hat man das Glück, in der Rezeption auf die Ruhe und Mitgefühl ausstrahlende Tamara zu treffen oder im Restaurant auf Franks stets hilfsbereite Mitarbeiterin Aylin, kommt das echte Grand Hotel-Feeling ganz schnell auf. Für uns ist die Sauberkeit und auch der Zustand der Einrichtung in den Zimmern schon sehr wichtig. Und ob dieser Kriterien hätten wir gesagt, dass der Preis-Leistungsverhältnis beim Hotel eher schlecht ist. Die Lage des Hotels und auch die Aussicht, die man von praktisch überall dort genießen kann, empfanden wir aber als derart überragend, dass wir insgesamt nicht das Gefühl hatten, zu viel gezahlt zu haben.

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