Restaurant Les Saveurs Antillaises

Karibisch-creolische Küche am Mittelmeer

Unvermutet trifft man gelegentlich auf ein Kleinod – in diesem Fall auf das Restaurant „Les Saveurs Antillaises“ an der Straße vom Central Plage nach Argelès Village. Winzig klein reiht es sich in die Gruppe der Döner- und Pizza-Läden, die hier schnell noch eine hungrige Meute „abfüttern“. Wir waren kurz nach 19 Uhr dort, der eigentlichen Öffnungszeit, wurden aber noch auf eine knappe Stunde vertröstet, denn das „Saveurs Antillaises“ öffnet erst gegen 20 Uhr seine Küche - selbst für französische Verhältnisse ungewöhnlich spät. Die wenigen Tische sind mit Plastikgestühl umstellt und der schmale Restaurantschlauch grenzt direkt an die Straße – auch nicht gerade eine „heimelige“ Atmosphäre. Was wir allerdings an diesem Abend hier erlebten, ist schon einen Reisetipp wert: Ein unvergessliches Erlebnis an Geschmack und Herzlichkeit! Die Chefin, gleichzeitig auch einzige Köchin der einsehbaren Küche, kommt aus Guadeloupe und hat ihre Landesküche an das Mittelmeer mitgebracht – es ist ein Traum! Noch nie wurde uns eine Speisekarte in dieser Art „erklärt“ – jedes nur mögliche Gericht exakt beschrieben, mit Zutaten und Schärfegrad, die Köchin zum Verlieben charmant, so dass wir eigentlich am liebsten „ALLES!“ bestellt hätten, uns dann aber auf ein Menü beschränkten, das wir individuell zusammenstellen konnten. Als „Aperitif“ kamen für alle „Accras de morue“, kleine, frittierte Fischbällchen in würziger Panade zusammen mit einem Tonschälchen, in dem sich gerade ein Esslöffel einer hausgemachten Chili-Tapenade befand. Irgendwie auf den ersten Blick „zu wenig“, aber nach dem ersten Dipp bereits „die Hölle“ – wir haben es gerade im Verlauf des Abends mit drei Personen zur Hälfte bewältigen können. Danach teilte sich unser Vorspeise – meine „Crabe farçis“ war grandios, eine Seekrabbe mit einer würzigen Füllung, authentisch, schnörkellos, einfach nur Geschmack! Meine Begleitung wählte eine „Boudin noire Antillais“, Blutwurst nach karibischer Art (!), und die andächtige Stille beim Essen verriet augenscheinliches Wohlgefallen. Als Exkurs: So exotisch die creolisch-karibische Küche anmutet, so einfach ist sie in diesem Falle auch nur ein Landesgericht: Sowohl Guadeloupe, als auch Martinique sind französisches Territorium, benutzen den Euro und wählen Abgeordnete des Europa-Parlamentes. Und scheinbar gehört dort auch „Boudin“ zum Speiseplan – allerdings in einer wirklich ansprechenden Würzmischung... Unser Hauptgericht bestand aus „Colombo de poulet“, einem Reisgericht mit Hähnchenstücken in einem wirklich ungewöhnlichen Curry – grün-gelb, unbeschreiblich „anders“ – Karibik eben und nicht in Worte zu fassen! Dazu gab es würzigen Reis und die Sauce blieb mit gekochten Zucchini und unbekannten Gewürzen geheimnisvoll. Den Abschluss bildete eine Auswahl an mehreren Desserts und wir verließen das „Saveurs Antillaises“ mit dem Gefühl, hier noch oft einkehren zu müssen. In Anbetracht der wenigen Sitzplätze und der faszinierenden Küche ist außerhalb der Hauptsaison eine Tischreservierung obligat.