- Preis-Leistungs-VerhältnisSehr gut
Drei zylindrische Türme, überdimensionierten Batterien gleich, im Vordergrund ein Meer von Schilf und zur Rechten die Titanic als gestrandeter Wal. Willkommen im Hotel Larespark! Was von außen noch den Eindruck eines im Sumpf notgelandeten Raumschiffs macht, stellt sich nach dem Eintreten schnell als eine überraschend nüchterne, sehr effiziente Hotelmaschine heraus. Empfang und Zimmerzuweisung erfolgen so rasch und geschäftsmäßig freundlich wie der Check-in bei einem Linienflug und so wird dem Gast schnell klar: Er ist ein Rädchen in einer gut geölten Fabrik. Das Hotel Larespark ist groß und weitläufig, und wer in einem der Türme untergebracht ist, läuft ein paarhundert Meter bis zum Speisesaal. Unterwegs sieht er nichts als Sachlichkeit, alles erinnert an Flughäfen, nichts ist spektakulär, nichts ist kitschig, nichts ist hässlich, aber es ist auch nichts gemütlich. Gewöhnungsbedürftig ist auch die in der Wintersaison übliche Mischnutzung als Urlaubshotel und gleichzeitig Tagungsort für Konferenzen aller Art mit Massen von Herren im Anzug und Damen im Kostüm sowie Urlaubern in Bademänteln, zwei Gruppen, die einander beargwöhnen. Im November dominiert die Eigenschaft Konferenzhotel – mit bis zu 70% türkischen Gästen, die, in einem der letzten Raucherparadiese, ihrer Leidenschaft ununterbrochen frönen und die kleinen Nichtraucherbereiche dabei völlig einnebeln. Das Konzept, im Winter von Industrie-Kongressen zu leben, mag dem Hotel die Taschen füllen, es verschlimmert aber den Eindruck der Massenabfertigung und Wahllosigkeit - und verärgert alle Beteiligten, die Ärzte und Apotheker, die sich am Buffet die Krampfadern und Nagelpilze deutscher und englischer Rentner anschauen dürfen und die Rentner, denen Massen von Damen und Herren Business-Outfit die Urlaubsfreude vermiesen. Dass das Hotel Larespark zu anderen Zeiten ein Ferienhotel ist, lässt sich in der riesigen Außenanlage besichtigen, einer gigantischen Pool-Landschaft und einem viele, viele Hektar großen Park, an den sich der teils sandige, teils klein-kieselige Strand anschließt. Alle Außeneinrichtungen mit Ausnahme einer Poolbar waren in der zweiten Novemberhälfte geschlossen. Bei 459 Euro für 2 Wochen gibt es keine Diskussion über das Preis-Leistungs-Verhältnis, und alle kleinen Mängel sind ebenso tolerabel wie das - gewollte – Flughafenambiente. Schwierig wird es, wenn man nicht nur AI- sondern auch Stadturlaub machen will. Zumindest Leute, die auch abends nach Antalya fahren wollen, dürften im Porto-Bello-Hotel am Konyaalti-Strand im Westen Antalyas besser aufgehoben sein. Ein Ausflugstipp noch zum Schluss: Die Dolmus-Linie 102 fährt auf dem Weg in die Stadt durch das Kleinstädtchen Aksu, das an Schnellstraße Antalya-Alanya liegt. Von dort ist die antike Ruinenstadt Perge in zehn Minuten zu Fuß zu erreichen.
Wo es wenig zu bemängeln gibt, gibt’s auch nicht viel zu sagen. Ich hatte das Vergnügen mit zwei Zimmertypen: Zunächst einem etwa 20 qm großen Standard-Zimmer (1158) mit zwei Betten und einer Couch, zum Eingang gelegen, was ich wegen des nächtlichen Lärms durch Transferbusse und deren Kofferraumklappen (Rumms!) wechselte und nach Intervention des Alltours/Novum-Vertreters gegen ein doppelt so großes Turm-Zimmer austauschen konnte. In beiden Zimmern gab es keinen Grund zur Klage: Gratis-Safe im ausreichend großen Kleiderschrank, sauberer, wenn auch nicht perfekt verlegter Teppichboden und ein nahezu perfektes Bad ohne Schimmel, Baumängel oder Gebrauchsspuren.
Wenn in der Wintersaison schon gespart werden muss, dann nicht am Essen und Trinken, denn da ärgern sich die Gäste am meisten. Das hat auch das Management des Larespark begriffen und verzichtet deshalb weitgehend auf kleinliche Aufpreise. So gibt es etwa zum Frühstück Orangensaft in unbegrenzter Menge, die meisten Bars schenken echte und keine Chemikaliensäften aus, auch türkischer Kaffee gehört zum AI-Angebot, ebenso wie Espresso. Wer’s mag, kann sich mit Sekt betrinken, und einige Spirituosen sind importiert, wenn auch keine Edelmarken. Auch beim Essen ist nicht Schmalhans Küchenmeister. Ob sechs bis acht verschiedene warme Gerichte zum Frühstück unbedingt notwendig sind, sei jedoch dahingestellt. Auch nicht unbedingt notwendig, aber angenehm ist die Verlängerung des Mittagessens in reduzierter Form in Gestalt von „Snacks“ bis 16 Uhr, nahtlos übergehend in die Tortenschlacht des Nachmittagskaffees. Was das Angebot beim Mittag- und Abendessen angeht, so wurden Austern und Krebsschwänze von vielen Gästen schmerzlich vermisst. Abgesehen davon gab’s am warmen und am kalten Buffet für Fleisch und Fischesser reichlich Auswahl, ebenso für Vegetarier und Veganer, allerdings wiederholen sich die meisten Gerichte im Wochenrhythmus. Ein türkisches Spezialitätenrestaurant ist im Winter ohne Aufpreis nutzbar, ein chinesisches kostet pro Besuch 15 Euro extra. Hygiene wird überall groß geschrieben, jedenfalls auf den aushängenden Zertifikaten des TÜV und anderer Prüfinstitutionen. Die Realität sieht so aus, dass im Speisesaal eine Spatzenfamilie nistet, die vor allem beim Frühstück im Sturzflug Krümel von den Tischen holt und eine größere Katzengesellschaft sich um Fleisch- und Fischabfälle balgt und zwischendurch auch mal an Stuhlbeinen das Revier markiert. Der allgemeine Eindruck: Es werden Perlen vor die Säue gekippt, wobei ich damit nicht das Publikum meine, sondern vielmehr die nicht vorhandene Präsentation. Der zum Frühstück inkludierte frischgepresste O-Saft blubbert in Spendern vor sich hin, teure, z. T. importierte alkoholische Getraenke, werden an den Bars selten am Tisch serviert, sondern von Barpersonal, das teilweise wirkt wie geradewegs vom Kornfeld weg gekidnappt, ausgeschenkt, soll heissen, verkleckert. Gleiches gilt auch für Espresso, türkischen Kaffee... Alles AI und schlechter präsentiert als auf dem Kölner Flughafen.
So professionell, freundlich, effizient und sprachkundig die Rezeption ihre Arbeit verrichtet, so jämmerlich ist teilweise der Service an den Bars. Die Hauptbars, im Durchgang zum Speisesaal gelegen und mit dem üblichen Airport-Ambiente, sind ständig unterbesetzt und die zum Teil sehr unvollkommen angelernten Jungen und Mädchen schuften zu Spitzenzeiten ständig am Rande des Nervenzusammenbruchs. Das Bar-Highlight ist die Olivia-Bar im achten Stock eines Turms, hübsch eingerichtet und wenig besucht, aus der man einen grandiosen Ausblick auf das Baustellen-Elend der Umgebung hat. Im Speisesaal wird bedient, bei mäßiger Auslastung gut, freundlich und effizient, bei höherer dauert es schon mal 5 Minuten, bis das Getränk auf dem Tisch steht und wenn es ganz dicke kommt, dann wartet des Gast vergeblich und kann sich mangels Selbstbedienung bei Kaltgetränken nur noch mit Kaffee und Tee helfen. Die Gabe von Trinkgeld hatte keinen nennenswerten Einfluss auf die Qualität der Dienstleistungen.
Kaum irgendwo sonst wird das völlige Versagen jeglicher Raumplanung im türkischen Tourismus so deutlich wie im Gebiet Lara / Kundu. Das Hotel Larespark ist das letzte in einer Reihe von 4 Großhotels, die alle für sich genommen, als architektonische Kunstwerke durchgehen könnten. Dicht nebeneinander geklotzt sind sie kaum einzeln zu betrachten, geschweige denn zu würdigen. Sie verfehlen ihre Wirkung – die sich inmitten eines zerstörten, mit Baustellen gespickten Umfelds wohl auch sonst noch lange nicht hätte entfalten können. Irgendetwas, das Infrastruktur genannt werden könnte, ist nur in Ansätzen vorhanden: Eine vierspurige Straße zieht sich an Großhotels und Baustellen vorbei, in Shopping Malls gibt es Klamotten und Kitsch zu kaufen, aber was es nicht gibt, ist eine Flaniermeile mit Cafes und Kneipen – nicht vorgesehen im Reich der Sumpfblüten, in dem jeder Urlauber in seinem Schlaraffenland gefangen sein soll. Und so ist ein Ausbrechen hinein in die Türkei auch nicht wirklich vorgesehen. Vier Dolmus-Linien ermöglichen dennoch für 1, 5 YTL die Flucht in die Realität zumindest tagsüber und verbinden Lara-Kundu mit der Stadt Antalya. Drei von ihnen durchqueren dabei Dörfer, die zum Teil von so offensichtlicher Armut geprägt sind, dass sich dem Beobachter schon die Frage stellen kann, wie lange deren Bewohner den Kontrast zu der Prasserei in den Fünfsterneburgen am Horizont noch ertragen werden. Ohne Ausflug in die dörfliche Realität gelangt man nur mit der Linie 105 in die Stadt, die ohne Umweg die Stadtmitte ansteuert und auf dem Weg dorthin ausnahmslos gutsituierte Ortsteile ansteuert. Wer abends das Bedürfnis haben sollte, seinem AI-Tempel zu entkommen, der wird viel Geld los, denn nach 20 Uhr ist Schluss mit der preiswerten Dörferfahrt.
Beliebte Aktivitäten
- Strand
Sauna, Hamam, Fitness-Center und Hallenbad. Alles ansprechend gestaltet und gut in Schuss. Für diesen Teil der Unterhaltung ist gut gesorgt. Eine Totalausfall hingegen ist die Animation. Und das, obwohl es eine Handvoll Animateure gibt, einen Haufen arroganter, unreifer Bengel, die durch die Anlage stolzieren und in türkisch-deutsch-englisch-russisch-hebräischem Kauderwelsch dumme Antworten geben. Weil den Animateuren anscheinend jede Fähigkeit und Motivation zur Bespaßung des Publikums fehlt, gibt’s des Öfteren von außen eingekaufte Unterhaltung, afrikanische Tänzer oder Ballett. Einige Gäste vermissten die Animation und beschimpften das Hotel als Abfüllstation. Die meisten schienen jedoch mit einander und der Hilfe der geistigen Getränke durchaus zufrieden, so sehr, dass das Kino mit seiner qualitativ annehmbaren Auswahl englischsprachiger Filme meist fast leer blieb.
Infos zur Reise | |
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Verreist als: | Freunde |
Kinder: | Keine Kinder |
Dauer: | 2 Wochen im November 2007 |
Reisegrund: | Strand |
Infos zum Bewerter | |
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Vorname: | Markus |
Alter: | 41-45 |
Bewertungen: | 11 |